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Kommentar
Das Ökosystem der DMZ ist schützenswert

Die Gebiete der koreanischen demilitarisierten Zone (DMZ) und der zivilen Kontrollzone (CCZ) postulieren nicht nur die fortschreitende Trennung der koreanischen Halbinsel, sondern auch eine der wenigen weltweit verbliebenen Übergangszonen zwischen terrestrischen und ozeanischen Ökosystemen, in der zahlreiche vom Aussterben bedrohte Arten beheimatet sind. Das Ökologische Forschungsinstitut der DMZ (DMZECORI) warnt daher vor anthropogenen Einwirkungen.

Allein der westliche Teil der DMZ ist die Heimat von 50% aller gefährdeten Vogelarten Südkoreas. Die 70 Jahre der Teilung des Halbinsel und das Fehlen menschlicher Einflüsse haben dazu geführt, dass sich das Ökosystem des Gebietes regeneriert hat und somit nun von erheblichem ökologischen Wert ist. Da sich herausgestellt hat, dass die CCZ eine sehr artenreiche Umwelt aufweist, wird davon ausgegangen, dass die DMZ ökologisch noch außergewöhnlicher und wertvoller sein wird. Daher argumentiert das Ökologische Forschungsinstitut der DMZ, dass das Gebiet "als ein von beiden Koreas geteiltes Naturerbe ausgewiesen werden sollte, um den Frieden auf der Halbinsel zu fördern".

Seit seiner Gründung im Jahr 2004 führt DMZECORI Artenerhebungen in den Gebieten der DMZ und CCZ durch und verfolgt dabei das Ziel, ein Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur herzustellen und gleichzeitig sicherzustellen, dass insbesondere wirtschaftliche Entwicklung nicht auf Kosten der Natur erfolgt. Deshalb wurde die Genehmigung für den Bau der strategischen Umweltprüfung des Munsan-Dorasan-Highway (MDH) der Korea Expressway Corporation als Teil des sogenannten "Versöhnungsprojekts" zwischen Süd- und Nordkorea mit großem Unverständnis und Frustration aufgenommen, da sie eine enorme Bedrohung für das dortige Ökosystem darstellt.

Der DMZECORI kritisiert insbesondere, dass in der gegenwärtigen Situation, in der sich die innerkoreanischen Beziehungen in einem instabilen Zustand befinden, Projekte wie der Bau des MHD fehl am Platz sind. Es weist auch darauf hin, dass das Projekt, das ursprünglich in der optimistischen Überzeugung, die innerkoreanischen Beziehungen weiter zu verbessern, geplant war, nun lediglich von der südkoreanischen Regierung durchgeführt wird, anstatt ein inter-koreanisches Projekt zu sein. Daher argumentiert DMZECORI, dass die Durchführung eines solch groß angelegten Projekts nicht nutzbringend wäre, sondern nur auf Kosten des Ökosystems der DMZ ginge, und verweist auf die verheerenden Auswirkungen früherer Projekte, die in der Region durchgeführt wurden. Eine Minimierung oder Umkehrung der durch die Bautätigkeiten verursachten Umweltschäden wäre äußerst schwierig. DMZECORI betont, dass vor allem die Populationen der Weißnacken- und Rotkronenkraniche aufgrund der zunehmenden anthropogenen Aktivitäten in dem Gebiet bereits schwer gelitten haben und dass eine weitere Zerstörung ihres Habitats zu ihrem Aussterben führen könnte.

So argumentiert der DMZECORI, dass eine Entscheidung wie der Bau des MDH von zukünftigen Generationen erst dann getroffen werden sollte, wenn eine Wiedervereinigung bevorsteht oder die innerkoreanischen Beziehungen langfristig stabil geworden sind. Grundsätzlich betont es das DMZ-Ökosystem als ein Gebiet von großem nationalem Wert, da es erst um den Preis des Krieges und der Trennung Koreas entstanden ist. Es handelt sich um eine Zone, in der beide Koreas zusammen mit internationalen Naturschutzorganisationen Hand in Hand zusammenarbeiten könnten, um die biologische Vielfalt in der DMZ gemeinsam zu schützen.

Das Europäische Grüne Band in Deutschland könnte als Vorbild für ein friedliches Zukunftsszenario auf der koreanischen Halbinsel dienen. Das fast 1400 km lange Gebiet entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze stellt mit 600 bedrohten Arten den größten Biotopverbund in Deutschland dar.

DMZECORI hat verschiedene Artikel auf seiner Website veröffentlicht. Sie können auch die Facebookseite des Instituts besuchen, wenn Sie mehr über dessen Arbeit erfahren möchten (größtenteils auf Koreanisch).

Bitte finden Sie auch zwei interessante und etwas detailliertere Artikel zum Grünen Band,der Hangang Flussmündung und der Möglichkeit des Ökotourismus in der Region auf unserer Website.