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Seminar
Vortrag zum Thema "Der deutsche Einigungsprozess und die Herausforderung der inneren Einheit - Lehren für Korea" für das Koreanische Präsidialkomitee für nationalen Zusammenhalt.

Dr. Bernhard Seliger hielt für das Präsidialkomitee für den nationalen Zusammenhalt in Korea einen Vortrag zum Thema "Der deutsche Einigungsprozess und die Herausforderung der inneren Einheit - Lehren für Korea". Er gab Einblicke in den Prozess der deutschen Wiedervereinigung aus deutscher Sicht und beantwortete Fragen zu den Entwicklungen und Auswirkungen der Wiedervereinigung. Insbesondere erläuterte er die Schritte, die Deutschland unternommen hat, um die Wiedervereinigung und Integration zu ermöglichen, und ob sich daraus Lehren und mögliche Ideen für die südkoreanische Politik ableiten lassen.

Am 16. November 2022 hielt Dr. Bernhard Seliger einen Vortrag zum Thema "Der Prozess der deutschen Einheit und die Herausforderung der inneren Einheit - Lehren für Korea?" für das Präsidialkomitee für den nationalen Zusammenhalt in Korea mit Simultanübersetzung durch Herrn Young-Soo Kim von HSS. Er gab Einblicke in den Prozess der deutschen Wiedervereinigung aus deutscher Sicht und beantwortete Fragen zu den Entwicklungen, dem aktuellen Stand und den Auswirkungen der Wiedervereinigung. Insbesondere erläuterte er die Schritte, die Deutschland unternommen hat, um die Wiedervereinigung und Integration zu ermöglichen, woraus sich Lehren und mögliche Ideen für die südkoreanische Politik ableiten lassen.

Dr. Seliger begann seinen Vortrag mit einem Überblick über die deutsche Wiedervereinigung, beginnend mit einer Erläuterung der Ausgangsbedingungen in Ostdeutschland.  Er ging auf die wirtschaftlichen Probleme des Sozialismus, die Privatisierung zu dieser Zeit und ihre Probleme sowie auf die Ergebnisse der Konvergenz ein, die er anhand einiger Zahlen und Daten veranschaulichte. Die Daten verglichen die Entwicklungen in Ost- und Westdeutschland kurz nach der Wiedervereinigung, wobei nicht nur wirtschaftliche Faktoren, sondern auch soziale Indikatoren betrachtet wurden. Das nächste Thema, Industriepolitik und industrielle Entwicklung, gab einen Überblick über die Transferleistungen für den Wiederaufbau der ostdeutschen Wirtschaft. Er bezog die Regionalpolitik mit ein, zeichnete die Kurve des wirtschaftlichen Aufschwungs im Osten anhand von Daten wie den Transfersalden zwischen verschiedenen Regionen nach und erwähnte die fiskalische Solidarität. Auch die bis heute andauernden Herausforderungen, wie die Abwanderung aus dem Osten und das Sterben der ostdeutschen Landschaften, wurden dem Publikum vorgestellt. Im Folgenden ging Dr. Seliger auf die Infrastruktursanierung nach 1990 und Kostenschätzungen der Wiedervereinigung von den 1990er Jahren bis heute ein. Gegen Ende seines Vortrags teilte er seine Gedanken zu den Lehren aus der Wiedervereinigung mit, die Korea aus dem deutschen Fall ziehen könnte. Er wies auf die Schwierigkeiten hin, den deutschen Fall der Wiedervereinigung auf Korea zu übertragen, da es viele Unterschiede in Bezug auf Geopolitik, Technologie, Ideologie, politische Kultur usw. gibt. In diesem Sinne führte er die Lektionen aus der Zeit vor der Wiedervereinigung ein, die für Korea inzwischen von größerer Bedeutung sind. Er beschrieb, dass das Umfeld in Ostdeutschland aufgrund des historischen Hintergrunds viel freier und offener für häufige Treffen und für einen privaten, unpolitischen Austausch war. In diesem Zusammenhang sprach er über das Thema der privaten Zusammenarbeit als die meist übersehene Dimension und erwähnte auch Beispiele für die private Zusammenarbeit durch Post und Telekommunikation, wie z.B. Westpakete an den Osten. Als Lehre für die Zeit nach der Wiedervereinigung nannte Dr. Bernhard Seliger vor allem die soziale Wiedervereinigung, die er als die größte Herausforderung ansah, die zu langfristigen politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen führe. Außerdem betonte er, wie wichtig es sei, verbreitete Missverständnisse über die deutsche Wiedervereinigung auszuräumen. Der Vortrag befasste sich mit den Auslösern der Ost-West-Kooperation, einschließlich ideologischer, politischer und wirtschaftlicher Interessen und Ansätzen für einen Vergleich mit der koreanischen Situation. Dr. Seliger beendete den Vortrag, indem er den Zuhörern seine Meinung darüber mitteilte, was Korea aus dem Fall der deutschen Wiedervereinigung lernen sollte, und erklärte, dass vor allem ein südkoreanischer Konsens notwendig sei.

Die HSF bedankt sich für die rege Teilnahme an der abschließenden Fragerunde, in der verschiedene Fragen, insbesondere zum Wiedervereinigungsverfahren, gestellt wurden. Die Zuhörer zeigten großes Interesse und baten um genauere Informationen über den Solidaritätszuschlag, die Haltung der deutschen Bevölkerung dazu und die Funktionsweise der Transfersalden zwischen den verschiedenen deutschen Regionen. Außerdem wurde erörtert, ob der Covid den Weg zur Wiedervereinigung beeinflusst hat und möglicherweise zu einem "Game Changer" werden könnte. Eine weitere Frage betraf die nordkoreanische Außenpolitik und wie sie sich von der Außenpolitik der DDR unterscheidet. Mit Blick auf die junge Generation wurde die Frage gestellt, ob die Einstellungen zur Wiedervereinigung von Deutschen und Koreanern ähnlich oder unterschiedlich sind. Abschließend bat der Präsidialausschuss Dr. Seliger, Vorschläge zu äußern, welche Politik die koreanische Regierung verfolgen sollte und welchen Ansatz er vorschlagen würde.