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Tagungsbeitrag
Vortrag über das deutsche Bildungssytem vor Schulinspektoren der Gangwon-Provinz

Bernhard Seliger gab vor Lehrern, die derzeit als Schulinspektoren von Landkreisen der Gangwon-Provinz tätig sind, einen Vortrag über das Bildungssytem Deutschlands. Dabei erklärte er nach einem historischen Abriss Erfahrungen aus der deutschen Wiedervereinigung und führte in aktuelle Entwicklungen sowie Herausforderungen des deutschen Ausbildungssytems ein.

Auf Einladung des stellv. Leiters des Schulamtes der Gangwon-Provinz, Im Heung-Soo, statteten Bernhard Seliger und Kim Young-Soo von der HSS, einer Schulinspektoren-Tagung in Hongcheon einen Besuch ab. In seinen Einführungen erläuterte Herr Dr. Seliger zunächst, dass Deutschland mit politischer Bildung negative Erfahrungen gemacht habe. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Pluralismus das Herzstück deutscher Bildungspolitik. Die Vermittlung von Wissen und Werten sollte nicht Folge einer einseitigen Vorgabe, sondern unabhängig sein. Hinzu kommt das föderale System Deutschlands, in welchem 16 Bundesländer hoheitliche Kompetenzen für die individuelle Gestaltung ihres Bildungswesens übertragen wurden. Politische Bildung hat in Deutschland Verfassungsrang, weshalb es Zentralen für politische Bildung gibt. Eine aktuelle Herausforderung sei, dass es “Problemviertel” gebe, wo Lehrer Integrationsaufgaben zu leisten haben, obwohl dies nicht primär ihre Aufgabe sei.

Das Ende der DDR bedeutete auch einen ideologischen Kollaps Ostdeutschlands. Diese Lücke wurde durch Radikalismus und Materialismus geschlossen. Dem galt es auf pädagogisch-didaktischer Ebene entgegenzuwirken. Weg von Indoktrination, hin zu selbstständig und kritisch denkenden Menschen. Abgeleitet vom Auftrag pluralistische und staatsbürgerliche Bildungsarbeit zu leisten, wurden auch politische Stiftungen gegründet. Die Stiftungen spiegeln unterschiedliche Kräfte des politischen Spektrums wider, sind parteinah und gleichzeitig doch rechtlich-organisatorisch unabhängig. Vor dem Hintergrund des wirtschaftlichen Erfolgs Deutschlands in der Nachkriegszeit, formte sich deutsche Entwicklungshilfe. Die Teilung Koreas ist ein wesentlicher Faktor, weshalb die HSS hier in Seoul ein Regionalbüro führt. Zum Schluss bekräftigte Herr Dr. Seliger, dass Jugendaustausch (z. B. KOR-JAP) essenziell sei. 30 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung ist die Integration abgeschlossen, in sozialer Hinsicht war diese am schwierigsten. Erst die junge Generation wachse tatsächlich als geeintes Land auf.