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Kommentar
Tag des Baumpflanzens in Nord-Korea

Am 2. März findet in Nord-Korea der „Tree Planting Day” statt. Dieser Brauch wurde von dem ehemaligen Staatschef Kim Il Sung eingeführt und dient der Wiederherstellung der abgeholzten Gebiete im Land. So soll ein Schritt in Richtung gesunde Aufforstung getan werden.

Früher bedeckten Wälder 70 bis 80 Prozent der koreanischen Halbinsel. Allerdings haben jahrhundertelange Übernutzung der oft im Gemeineigentum befindlichen Wälder, Kolonialisierung und der Koreakrieg dazu geführt, dass die Wälder in einem äußerst schlechten Zustand waren. Der koreanischen Geschichte folgend begann Kim Il Sung am 2. März 1946 die Baumpflanz-Bewegung im Moranbong Park in Pyongyang. Trotz dieses Auftaktes blieben die Wälder in einen schlechten Zustand und sahen sich einer weiteren massiven Beanspruchung in Zeiten der Hungersnot in den 1990er Jahren ausgesetzt. Im Jahr 2012 veröffentlichte Kim Jong-Un in einer richtungsweisenden Rede zum Flächenmanagement eine Aufforstungskampagne, welche der Strategie Südkoreas aus der Vergangenheit glich. Die südkoreanische Kampagne begann in Zeiten der autoritären Regierung unter Park Chung-Hee in den 1960er, war Teil der Saemaul Bewegung und stellt weltweit eines der erfolgreichsten Beispiele für Aufforstung dar. Seit der Rede Kim Jong-Uns wurden massive Anstrengungen unternommen, um Baumschulen aufzubauen und die Aufforstung des Landes weiter voranzutreiben. Solange jedoch keine Lösung für die Nahrungsmittel- und Energiesicherheitsproblematik gefunden ist bleiben diese Bemühungen fragil.

2008 begann die Hanns Seidel Stiftung Korea im Bereich der nachhaltigen Forstwirtschaft mit Nord-Korea zu Kooperieren. Im Rahmen dieser Kooperation wurden Seminare, Studienausflüge nach Deutschland, Praktika im deutschen Forstwirtschaftssektor und Buchpublikationen durchgeführt. Von 2014 bis 2017 führte die HSS ein größeres, von der EU finanziertes Projekt zur Aufforstung in Nord-Korea durch, welches neben Aufbau von Kapazitäten auch die Etablierung einer Modelbaumschule und Aufforstung in den westlichen Regionen Sangsori, Taedonggun, Pyongan-Namdo beinhaltete. Im Rahmen dieses Projekts konnte ein komplett abgeholzter Hügel welche circa 100 Hektar umfasste aufgeforstet werden. Nun steht dort ein Mischwald aus Rotkiefern, koreanischen Kiefern, mongolischen Eichen, Esskastanien und vielen anderen Baumarten.

Bei der Aufforstung Nord-Koreas gibt es noch viele Herausforderungen: Das Land benötigt eine neue Inventur der Wälder als Grundlage für weitere Aufforstung und für mögliche Green-Finance Projekte, beispielsweise mit dem Green Climate Fund. Es bedarf einen kontinuierlich Kapazitätsaufbau für Förster und Försterinnen, und im Besonderen für Landwirte und Landwirtinnen, welche die Hanglagen bewirtschaften, beispielsweise in Form von Agroforstwirtschaft. Derzeit bemüht sich das Land verstärkt wertvollere Bäume, wie Obst- oder Ölsaatenbäume in seine Wälder aufzunehmen, um die Lebensgrundlage der ländlichen Bevölkerung zu Verbessern und illegalen Holzschlag zu verhindern.

Die aktuelle Isolation, durch die Covid-19 Pandemie, politische Gründe und vermehrte wirtschaftliche Schwierigkeiten, welche das Land im Rahmen des 8. Parteitags im Januar 2021 selbst eingestand, sieht die Zukunft der Aufforstungsprojekte nicht vielversprechend aus. Es ist entscheidend, die Gründe für eine Aufforstung nicht in dem vermeintlichen Luxus zu sehen, eine schöne Landschaft sehen zu können, sondern zu erkennen, dass eine erfolgreiche Aufforstung aktiv zum Wohlbefinden der Bevölkerung beiträgt. So kann der Wasserhaushalt besser kontrolliert werden und die Häufigkeit von Fluten und humanitären Desastern kann verringert werden. Demzufolge ist die Aufforstung und ein guter Zustand der nordkoreanischen Wälder im Sinne der lokalen Bevölkerung und der internationalen Gemeinschaft.