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Welttages des Artenschutzes
Nachhaltige Entwicklung der Wälder und Artenschutz in Korea

Im Rahmen des Welttages des Artenschutzes blickt Dr. Bernhard Seliger auf die Entwicklung der Wälder in Nord- und Süd-Korea. Wälder stellen Lebensräume verschiedenster Arten dar und sind so unerlässlich für Biodiversität.

Ein Gewinner der Aufforstung in Südkorea – Spechte (hier der Große Buntspecht) finden wieder viel mehr Nistmöglichkeiten im Land.

Ein Gewinner der Aufforstung in Südkorea – Spechte (hier der Große Buntspecht) finden wieder viel mehr Nistmöglichkeiten im Land.

Jedes Jahr am 3. März wird der Welttag des Artenschutzes (World Wildlife Day) begangen, der an die Unterzeichnung des Washingtoner Artenschutzabkommens am 3. März 1973 erinnert. In diesem Jahr steht der Tag unter dem Motto „Forests and Livelihoods: Sustaining People and Planet“ (Forsten und Lebensgrundlage: für den Erhalt von Menschen und der Erde). Die Hanns-Seidel-Stiftung trägt in ihrer weltweiten Arbeit auf vielfältige Weise zum Ziel des Schutzes der Arten und der Biodiversität bei, und in vielen Projekten, wie im Kongo und in Korea, auch speziell zum Schutz der Wälder als Grundlage der Artenvielfalt.

Der Schuppensäger ist eine vom Aussterben bedrohte Art, welche in manchen Regionen in Süd-Korea zu finden ist.

Der Schuppensäger ist eine vom Aussterben bedrohte Art, welche in manchen Regionen in Süd-Korea zu finden ist.

In Korea ist dies ein besonders wichtiger Thema, weil mehr als siebzig Prozent Südkoreas und achtzig Prozent Nordkoreas ursprünglich bewaldet waren. Allerdings haben jahrhundertelange Übernutzung der oft im Gemeineigentum befindlichen Wälder, Kolonialisierung und der Koreakrieg dazu geführt, dass die Wälder in einem äußerst schlechten Zustand waren und oft, vor allem in den westlichen Hügellandschaften, ganz verschwunden waren. In Südkorea hat dann von den 1960er bis in die 1980er Jahre eine breite Aufforstungskampagne stattgefunden, die dazu geführt hat, dass heute wieder alle Berge bewaldet sind. In Nordkorea hat es dagegen durch die wirtschaftliche Notlage und Hungersnot der 1990er Jahre eine starke Bedrohung der Wälder gegeben, da Bäume als Brennholz gebraucht wurden und an vielen Stellen Berghänge als private, illegale, aber geduldete Felder genutzt wurden. Wenn auch genaue Daten durch Nordkorea nicht bekanntgegeben werden, schätzt man anhand von Satellitenaufnahmen, dass etwa die Hälfte der Wälder entweder verschwunden oder stark degradiert sind. Unter anderem damit hängen die jährlich wiederkehrenden Erdrutsche und Überschwemmungen zusammen, die hunderte von Menschenleben kosten.

In Nordkorea ist die Aufforstung besonders wichtig. So sah 2012 der völlig entwaldete Hügel in Sangsori aus, wo ein Projekt der Hanns-Seidel-Stiftung zur nachhaltigen Forstwirtschaft startete.

In Nordkorea ist die Aufforstung besonders wichtig. So sah 2012 der völlig entwaldete Hügel in Sangsori aus, wo ein Projekt der Hanns-Seidel-Stiftung zur nachhaltigen Forstwirtschaft startete.

Wie wirkte sich die Entwaldung und Wiederaufforstung auf den Artenschutz auf? Wir denken bei der Frage des Artenschutzes oft an die gut sichtbaren Arten der Küsten und Felder, Zugvögel wie Kraniche und Gänse, und weniger an Arten des Waldes. Doch auch der Wald enthält große Biodiversität, egal ob es um Vögel, Amphibien, Reptilien, Säugetiere oder Insekten und natürlich Pflanzen geht. In Südkorea etwa hat die Wiederaufforstung zu einer starken Zunahme waldtypischer Arten geführt, etwa von Spechten, Kleibern, und bestimmten Eulen wie dem Uhu. Für manche Arten, etwa den nur in Korea vorkommenden Weißbauchspecht, kam die Aufforstung möglicherweise schon zu spät. Er ist seit Jahrzehnten nicht mehr gesichtet worden und die Gegenden, wo er zuletzt noch in Nordkorea in wenigen Paaren brütete, sind vermutlich jetzt entforstet. Andere Arten brauchen sehr spezifische Bedingungen im Wald, um erfolgreich zu sein. Der Schuppensäger etwa, eine vom Aussterben bedrohte Art, von der es nur noch etwa 3000 Tiere gibt, braucht genügend Nistbäume im Süden Sibiriens, wo er in Hohlräumen nisten kann. In Südkorea überwintert er auf schnell fließenden, sauberen Flüssen. Bei einem Survey, den die Hanns-Seidel-Stiftung in Korea zusammen mit ihrem Partner Birds Korea im innerkoreanischen Grenzgebiet durchgeführt hat, konnte gerade im Landkreis Hwacheon ein neues Überwinterungsgebiet für diesen seltenen Vogel festgestellt werden. Die HSS hat sich auch durch private Spenden 2020 an den Kosten für die Erstellung künstlicher Nistboxen durch Partner in Russland beteiligt. So kann man hoffen, dass dieser schöne Vogel auch für künftige Generationen erhalten bleibt.

Heute steht dort eine kleine Baumschule, und überall ist ein gesunder Mischwald entstanden, der zur Artenvielfalt beiträgt.

Heute steht dort eine kleine Baumschule, und überall ist ein gesunder Mischwald entstanden, der zur Artenvielfalt beiträgt.

In Nordkorea führt die Hanns-Seidel-Stiftung seit 2008 Projekte zur nachhaltigen Waldwirtschaft durch. Ein Projekt, das die EU gefördert hat, beinhaltete den Aufbau einer Baumschule und Musteraufforstung in den besonders schwer geschädigten westlichen Hügelländern. Auf einem Hügel, wo nur noch vereinzelt Erlen aufwuchsen, ist jetzt wieder ein staatlicher und wachsender Mischwald mit Rotkiefern, koreanischen Kiefern, mongolischen Eichen, Esskastanien und vielen anderen Baumarten entstanden. Dort siedeln sich, vor allem am Rande des Waldes, auch wieder viele Vogelarten an, vor allem Singvögel, aber auch Fasanen und Raubvögel wie Turmfalken und Bussarde. Im Winter sind solche Waldecken wichtig für überwinternde Ammern und Finkenarten. In Südkorea geht es vor allem um den Schutz der Habitate bei einem ungeheuren Bevölkerungsdruck – die Bevölkerungsdichte ist dort doppelt so hoch wie in Deutschland. Während die Wälder selbst geschützt sind, sind die für die Biodiversität wichtigen Waldränder oft von fortschreitender Industrialisierung im ländlichen Raum bedroht, aber auch die Verschmutzung von Naturgebieten mit Abfällen und der steigende Flächenverbrauch durch immer neue Infrastrukturprojekte.

Viele Singvögel, etwa die in Korea heimische Gelbkehlammer (Emberiza elegans), brauchen gesunde Wälder, vor allem auch Waldränder als Habitat.

Viele Singvögel, etwa die in Korea heimische Gelbkehlammer (Emberiza elegans), brauchen gesunde Wälder, vor allem auch Waldränder als Habitat.

Südkorea hat vorgemacht, wie man aus stark degradierten Wäldern wieder gesunde Forsten macht, eine Erfahrung, die ja auch Deutschland vor etwa 150 Jahren gemacht hat. Nordkorea hat seit Beginn seiner eigenen Aufforstungskampagne 2014 eine sehr ähnliche Strategie eingeschlagen, steht aber erst am Anfang. Doch Waldschutz ist eine immerwährende Aufgabe, und im Moment sind es Herausforderungen durch den Klimawandel, die den Wald vor neue Probleme stellen. Deshalb ist es wichtig, mit Partnern im Land gemeinsam an Strategien zu arbeiten, die Wälder auch für die Zukunft als Hort der Artenvielfalt zu erhalten.