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Konferenz
Impressionen vom Yellow Sea Peace Forum 2020

Auf mehreren hochrangigen Treffen der beiden Koreanischen Staaten, wie zuletzt in der Erklärung von Panmunjeom 2018, wurde die Idee einer Friedenszone im Gelben Meer (Westmeer) formuliert. Jedoch konnte bislang noch nicht Konkretes erreicht werden. Vor diesem Hintergrund brachte Incheon City am 20. Oktober Fachleute zusammen, um das Potenzial einer "Friedensstadt Incheon" zu diskutieren.

Drei südkoreanische Provinzen grenzen an Nordkorea: die Gangwon-Provinz im Osten, die Provinz Gyeonggi und die Stadt Incheon mit den weit abgelegenen Inseln im Gelben Meer im Westen. In diesem westlichen Teil der Grenze kam es zu einigen der angespanntesten und gefährlichsten Zusammenstößen, wie Seeschlachten, Überläufer über das Meer, Artilleriebeschuss von Inseln usw. Kein Wunder, dass insbesondere die Stadt Incheon ein verstärktes Interesse an einer Befriedung der Grenze hat. Vor diesem Hintergrund nahm der Repräsentant der HSS Korea, Dr. Bernahrd Seliger, am Yellow Sea Peace Forum 2020 teil.
Prof. Lee Gap-Young von der Incheon National University leitete die Sitzung zur Energiezusammenarbeit, in der er über die Zusammenarbeit im Energiebereich sowie über die Lehren aus anderen geteilten Ländern diskutiert wurde.  Kang Hee-Chon von der Incheon National University, Kim Hyo-Sun vom Presidential Committee on Northern Economic Cooperation und Ryu Kwon-Hong von der Wonkwang-Universität befassten sich mit der Rolle von Incheon im nordostasiatischen Energiehandel und dem Potenzial für eine nordostasiatische Gasnetzinitiative. Kim Hyun-Tae vom Korean Institute for Energy Evaluation and Planning, Lee Heung-Bok von der Hyundai Development Corp. und Nikita Kharim von der russischen Botschaft in Korea diskutierten die Beiträge.

Die zweite Sitzung brachte drei verschiedene Länderperspektiven zusammen, die sich aus der russisch-nordkoreanischen Zusammenarbeit, der geteilten deutschen und der vietnamesischen Zusammenarbeit im Südchinesischen Meer zusammensetzten. Die Sitzung wurde vom ehemaligen Botschafter Kwon Tae-Myeon moderiert, der derzeit als Direktor bei der Incheon International Development Corp. Center at Incheon National University tätig ist. Porf. Oleg Kiriyanov von der Moskauer Staatsuniversität erörterte die russischen Erfahrungen der Zusammenarbeit mit Nordkorea in Rason. Bernhard Seliger von der Hanns-Seidel-Stiftung Korea verglich die deutschen Erfahrungen der Zusammenarbeit während der Teilung mit dem koreanischen Fall. Er wies auf die Bedeutung der privaten, nicht staatlich regulierten Zusammenarbeit, aber auch auf die Bedeutung einer konsequenten langfristigen Politik hin. Abschließend gab Tran Truong Thuy von der vietnamesischen Botschaft in Korea eine Einführung in die vielfältigen diplomatischen Initiativen Vietnams im Südchinesischen Meer, die zu einer friedlichen Lösung in dieser verworrenen Region mit ihren verschiedenen nationalen Interessen und Seegrenzen beitragen. Die Vorträge wurden von Lee Su Seok vom Institute for National Security Strategy, Kim Young-Yoon vom Korean Logistics Forum -einem renommierter Wissenschaftler mit hervorragenden Kenntnissen über Deutschland- und Lee Hyuntai von der Incheon National University, diskutiert.

An der Eröffnungszeremonie nahmen der Präsident des Incheon-Instituts, dem Hauptorganisator der Konferenz, Lee Yong Shik,  der Bürgermeister von Incheon, Park Nam-Chun, der Vizeminister für Wiedervereinigung, Suh Ho, der Generalsekretär des National Unification Advisory Council, Lee Seng-Hwan, sowie Stephen Linton von der Eugene Bell Foundation teil, der in einer Grundsatzrede über seine Erfahrungen bei der Hilfe für die von der humanitären Krise im Land betroffenen Nordkoreaner sprach und darüber, wie diese zur Verständigung und zum Frieden beiträgt.
Die dritte Sitzung war der Rolle der Medien bei der Schaffung von Frieden gewidmet. Takeshi Kamiya von Asahi Shinbum, Choi Sang-Hun von der New York Times, Kwon Young-Seok, Direktor des Yonhap Unification Media Research Institute, Nam Chang-Sup von Incheon Ilbo und Mok Dong-Hoon von Kyeongin Ilbo erörterten die Rolle der Medien in einem Panel, das von Kim Jin-Ho von Kyunghyang Shinmun moderiert wurde. Das Fehlen eines Vertreters der größeren konservativen Medien könnte zu einer relativ einheitlichen Sichtweise in der Diskussion geführt haben.

Nach all diesen Vorbereitungsgesprächen führte die Abschlusssitzung die Konferenz zum eigentlichen Ziel von Incheon, nämlich der innerkoreanischen Zusammenarbeit in den Gewässern nahe der Grenze des Gelben Meeres mit Nordkorea und der Rolle von Incheon, moderiert von Prof. Lee Guan-Hong von der Universität Inha. Roland Wilson, Professor an der Gaeorge Mason University Korea und ebenfalls ein guter Partner der HSF Korea, der sich auf Konfliktlösungsmanagement konzentriert, erörterte, wie Herausforderungen im Westmeer in Chancen verwandelt werden können. Nam Jungho vom Korean Maritime Institute befasste sich mit der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in den maritimen Gebiten, die an China, Nordkorea und Südkorea grenzen. Hwang Eun-Ju vom National Nature Truest schlug Maßnahmen vor, um das Meeresökosystem in den Gewässern nahe dieser Gebiete zur Schaffung einer Friedenszone zu nutzen. Die Diskussion wurde von Kwon So-Young von der George-Mason-Universität, Kim Dong-Sung vom Gyeonggi-Forschungsinstitut, Park Jeongwoon von Green Incheon und Dean Oullette vom Institut für fernöstliche Studien an der Kyungnam-Universität geleitet.

Sicherlich bringt eine einzelne Konferenz allein keinen Frieden, und viel Wunschdenken macht noch keine gute Strategie. Aber über Grenzen hinweg, etwa von Politikern und Diplomaten zu Akademikern und NGO-Vertretern, zu Gesprächen zu kommen und zu diskutieren, könnte immerhin ein wichtiger Beitrag in einem bedeutendem Prozess sein. Ohne eine hartgesottene Analyse der nordkoreanischen Interessen und Strategien wird es keine erfolgreiche Friedenspolitik geben. Aber ohne über Frieden zu sprechen und Frieden anzubieten ganz sicher auch nicht.

Über das Yellow Sea Peace Forum 2020 wurde auch in mehreren Zeitungen (alle auf Koreanisch) berichtet:

http://www.incheonilbo.com/news/articleView.html…
http://www.kihoilbo.co.kr/news/articleView.html?idxno=892538
https://www.yna.co.kr/view/AKR20201020139400065