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Konferenz
Geopolitik, COVID-19 und die US-Wahlen

Vor dem Hintergrund der US-Wahlen, deren Ergebnis höchstwahrscheinlich für neue Dynamiken auf der koreanischen Halbinsel sorgen wird, veranstaltete die Hanns-Seidel-Stiftung Korea gemeinsam mit der Hallym University of Graduate Studies (HUGS) am 13. November eine Konferenz, an der führende Experten aus mehreren Ländern teilnahmen. Dabei wurden die geopolitischen Perspektiven Nordostasiens erörtert.

Als Eröffnungsredner hielt Hyoung-Joon Lim, Leiter des World Food Program Korea, eine Grundsatzrede, in der er den engen Zusammenhang zwischen Hunger und Frieden betonte. Diesbezüglich hob er die Wichtigkeit von Investitionen in die Nahrungsmittelversorgung der DVRK und erinnerte daran, dass die DVRK 1984 noch humanitäre Hilfe an Südkorea geleistet hatte. In Bezug auf COVID-19 fügte Lim hinzu, dass die Präventivmaßnahmen der DVRK gegenüber COVID-19 Auswirkungen auf ihre Wirtschaft und Versorgung haben. Ferner betonte er: “Wenn ein einzelner Mensch hungert, sind wir alle dafür verantwortlich".

Die erste Session wurde vom Moderator Dr. Roland Wilson, Professor an der George-Mason-Universität Korea, eröffnet und befasste sich mit den "Auswirkungen der US-Wahlen auf die Sicherheit in Nordostasien". Prof. Hyun-Wook Kim von der Nationalen Diplomatischen Akademie Koreas hielt einen Vortrag über "Bidens Außen- und Asienpolitik". Prof. Jaewoo Choo, Professor für Chinastudien an der Kyung Hee Universität, hielt einen Vortrag über die Auswirkungen der US-Wahlen auf die Sicherheit in Nordostasien. Schließlich ging Dr. Beom-Cheol Shin vom Korea Research Institute for National Security in seinem Vortrag über "Perspektiven der Beziehungen zwischen den USA und Nordkorea unter der Biden-Regierung" näher auf dieses Thema ein.

An die Sitzung schloss sich eine Diskussion an, bei der James Banfill, Gastforscher an der Kyungnam-Universität, als leitender Diskutant fungierte. Die Teilnehmer unterhielten sich darüber, wie das US-südkoreanische Bündnis versuchen wird, die DVRK an den Verhandlungstisch zu bringen. Diesbezüglich erörterten sie den möglichen Ansatz der Nordkoreapolitik der Biden-Administration und diskutierten, ob dieser dem der Strategic Patience der Obama-Administration ähneln wird oder nicht. Vor dem Hintergrund von Bidens Haltung gegenüber China erörterten sie darüber hinaus, eine mögliche zukünftige Strategie der USA, Bündnisse mit nordostasiatischen Staaten einzugehen, um ihre Macht gegenüber der VR China zu erweitern. Auch sprachen sie über eine etwaige Funktion Südkoreas, in der Zukunft die Rolle des Vermittlers innerhalb der nordostasiatischen Region einzunehmen.

Die zweite Session fand unter dem Thema "Die südkoreanische Vereinigungspolitik und die neue Nordpolitik von Präsident Moon Jae-In: Wird sie gelingen oder ist sie bereits gescheitert?" statt. Moderator Prof. Dr. Ik Joong Youn, Direktor des Instituts für Globale Politik und Korea an der HUGS, leitete die Sitzung. Der erste Vortrag wurde von Prof. Seiko Mimaki, Professor an der Takasaki City University of Economics, zum Thema "Die Auswirkungen von COVID-19 auf Japan und die Welt" gehalten. Per Video zugeschaltet, brachte sie in ihrem Vortrag japanische soziale Gewohnheiten mit den japanischen COVID-19-Beschränkungen in Verbindung. Darüber hinaus erklärte Prof. Mimaki, dass eine erfolgreiche Bekämpfung des Virus keine Aufgabe demokratischer Werte voraussetze. Dabei nannte sie Taiwan als repräsentatives Beispiel.

In der folgenden Präsentation referierte Dr. Anastasia Barannikova von der Far Eastern Maritime University in Wladiwostok und Fellow an der Kyungnam University of Far Eastern Studies über den Standpunkt Russlands auf der koreanischen Halbinsel. Sie bezog die Zeit vom Koreakrieg bis zu den aktuellen Nuklearproblemen in ihren Vortrag mit ein und beschrieb den Standpunkt Russlands als "aktive Neutralität". Die Abschlusspräsentation wurde von Dr. Tomasz Wierzbowski, Forscher am EU-Institut für EU-Studien der HUFS, gehalten. Aus europäischer Sicht warf er die Frage nach der absoluten Notwendigkeit einer koreanischen Wiedervereinigung auf.

Die anschließende Diskussion wurde von Dr. Pavel Leshakov, Botschaftsrat an der Russischen Botschaft in der Republik Korea, geleitet. An Dr. Barannikovas Ausführungen anknüpfend, beleuchtete er die Beziehungen zwischen der DVRK, China und Russland. Während der Diskussion wies Dr. Wilson darauf hin, dass die koreanische Wiedervereinigung schon mit Schwierigkeiten zu kämpfen habe, da sich beide Länder bereits in Sprache, Geschichte und Kultur auseinanderentwickeln.

In der abschließenden Diskussionsrunde unter der Leitung von Dr. Bernhard Seliger, Repräsentant der Hanns Seidel Stiftung Korea, tauschten die Teilnehmer ihre Ansichten über die Bedeutung der Ergebnisse der US-Präsidentschaftswahlen aus und reflektierten die Erkenntnisse der Konferenz. Sie diskutierten die vom zukünftigen US-Präsidenten erwartete Politik, ihre Auswirkungen auf Nordostasien und konzentrierten sich insbesondere auf die Veränderung der US-Politik gegenüber China und der DVRK sowie der daraus resultierenden Auswirkungen auf Südkorea. Nach einer lebhaften Diskussion ging die Konferenz mit der Hoffnung auf Frieden auf der koreanischen Halbinsel zu Ende.