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Die globale Gesundheitskrise und die Gesundheitsgemeinschaft auf der koreanischen Halbinsel

Am 20. Januar 2022 wurde das Webinar "Global Health Crisis and the Health Community of the Korean Peninsula" von der Korean Society of Global Health und der Association of Healthcare for Korean Unification veranstaltet. An dem Webinar nahmen Experten aus verschiedenen Bereichen teil. Unter anderem trug auch Dr. Bernhard Seliger, der Repräsentant der HSS Korea, mit einem Vortrag über die "Medizinische Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Korea" zu der Veranstaltung bei.

Das Seminar zur globalen Gesundheitskrise begann mit Eröffnungsworten von Herrn Sang-eun Park, dem Präsident der Korean Society of Global Health, Association of Healthcare for Korean Unification. Mehrere Persönlichkeiten sprachen zur Begrüßung, darunter Herr In-young Lee (Minister für Wiedervereinigung), Herr Young-soo Shin (Generalsekretär der WHO-Region Westpazifik), Herr Ki-moon Ban (8. Generalsekretär der Vereinten Nationen) und Herr Min-seok Kim (Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit und Wohlfahrt der Nationalversammlung).

Die Veranstaltung wurde durch die Grundsatzrede von Professor Jeffrey D. Sachs von der Columbia University zum Thema: "Die globale Gesundheitskrise, die Pflicht der globalen Gesellschaft gegenüber der Gesundheitsgemeinschaft der koreanischen Halbinsel eingeleitet.“ Prof. Sachs betonte die mangelnde Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft für die globale Gesundheitszusammenarbeit. Er erklärte, dass die derzeitige Covid-19-Situation die Länder dazu veranlasst habe, sich nur auf Covid-19-Reaktionsmaßnahmen zu konzentrieren und die eigentlichen Probleme hinsichtlich Gesundheit und der Gesundheitssysteme zu ignorieren. Die gegenwärtige Schwerpunktsetzung der Welt schaffe somit ungünstige Bedingungen für die Entwicklung globaler Gesundheitssysteme, so Sachs. Nach einer kurzen Zusammenfassung von Prof. Sachs folgte eine Diskussionsrunde mit Fragen und Antworten. Eine der bedeutendsten Fragen bezog sich auf die Möglichkeit einer medizinischen Zusammenarbeit zwischen Nord- und Südkorea. Prof. Sachs wies darauf hin, dass Südkorea in der Lage sein könnte, Impfstoffe und Therapeutika zu entwickeln. Dies könne ein Hoffnungszeichen für die Zusammenarbeit sein, da es für Nordkorea reizvoll wäre, selbst zu produzieren, so Prof. Sachs weiter.

Nach der Grundsatzrede von Professor Sachs folgten mehrere Präsentationen von Fachleuten aus dem medizinischen und politischen Bereich. Professor John Linton von der Yonsei-Universität hielt einen Vortrag über das globale Tuberkulose-Management und die Gesundheitsgemeinschaft auf der koreanischen Halbinsel, während Professor Jong-Koo Lee von der Seoul National University über das globale Management von Malaria und die Gesundheitsgemeinschaft auf der koreanischen Halbinsel referierte. Neben den Diskussionsrunden, zu denen Herr Kim Heejin und Professor Kim Chunbae eingeladen waren, trugen die Vorträge und Diskussionen dazu bei, dass die Zuhörer mehr über Tuberkulose und Malaria sowie über mögliche Gegenmaßnahmen erfuhren.

Dr. Bernhard Seliger, der Repräsentant des Büros Korea der Hanns-Seidel-Stiftung, hielt während der Veranstaltung ebenfalls einen Vortrag mit dem Titel "Medizinische Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Korea". Dr. Seliger sprach zunächst über das ostdeutsche Gesundheitssystem. Er erläuterte, dass Ostdeutschland ein voll finanziertes Gesundheitssystem hatte, das dem sowjetischen Gesundheitssystem sehr ähnlich war. Mit Hilfe von Propaganda schlug die DDR die "bessere allgemeine Gesundheitsversorgung" vor, die sich in Wirklichkeit als Illusion und nicht als praktisches Verfahren erwies. Dementsprechend kooperierte Ostdeutschland mit Westdeutschland, um Fachwissen zu erhalten und von dem überlegenen Gesundheitssystem des Westens zu profitieren, erklärte Dr. Seliger. Weiterhin betonte er, dass es in Ostdeutschland seit 1990, als die westliche Struktur im Gesundheitswesen erfolgreich eingeführt wurde, und seit dem Ende des staatlichen Polikliniksystems zu extremen demografischen Herausforderungen kam. Vor allem wurde die große Kluft hinsichtlich der Lebenserwartung zwischen Ost und West beseitigt. Anschließend ging Dr. Seliger auf die medizinische Situation in Nordkorea unter dem Regime von Kim Jong-un ein. Dr. Seliger präsentierte Bilder des nordkoreanischen Gesundheitssektors und argumentierte, dass dieser fast identisch mit dem der DDR sei, da man dort die Propaganda einer "kostenlosen, universellen und großartigen Gesundheitsversorgung" verbreite. Die Realität sei jedoch ganz anders - das nordkoreanische Gesundheitssystem stehe kurz vor dem Zusammenbruch. Glücklicherweise, so Dr. Seliger, gebe es heute mehrere Krankenhäuser in Deutschland, die eine Wiederaufnahme der medizinischen Zusammenarbeit mit Nordkorea fordern.  Da in Deutschland ein Mangel an Krankenschwestern und -pflegern bestehe, könne der Austausch von Pflegeschülerinnen und -schülern aus Nordkorea ein erster Schritt zur Reaktivierung der Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern sein, so Dr. Seliger. Der nächste Vorschlag von Dr. Seliger war die "Wiederaufnahme der akademischen Zusammenarbeit als Teil der humanitären Hilfe". Er wies darauf hin, dass es Nordkorea an komplexen, technischen Ressourcen fehle, die durch solche Projekte abgedeckt werden könnten. Und schließlich argumentierte er, dass eine direkte Zusammenarbeit zwischen Krankenhäusern in Betracht gezogen werden sollte. Abschließend schlug Dr. Seliger vor, dass es am besten sei, die medizinische Zusammenarbeit international zu gestalten und viele andere private und öffentliche Einrichtungen einzubeziehen, da dies eine praktikablere Möglichkeit sei, Brücken zu bauen.