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Seminar
Covid-19 – Europa, Asien und die öffentliche Verwaltung

Am 7. April veranstalteten die Seoul National University Graduate School of Public Administration (SNU GSPA) und die HSS Korea das Seminar „COVID-19 between Europe and Asia, Challenges for Public Administration“.

Im Rahmen der Veranstaltung sprachen verschiedene Expertinnen und Experten aus Korea und Europa und teilten ihr Wissen und ihre Erfahrungen in Bezug auf digitale Antworten seitens der öffentlichen Verwaltung auf aktuelle Herausforderungen. Auch Dr. Bernhard Seliger, Repräsentant der Hanns-Seidel-Stiftung, war als Sprecher geladen.

Digitale Nachverfolgung und Datenschutz – Südkorea und die Pandemie

Das Seminar wurde von Professor Kwangho Jung, dem Leiter der GSPA, eröffnet. Die erste Präsentation wurde von Professor Kilkon Ko, dem Direktor von SNU ARIC gehalten, in welcher er über die Covid-19 Nachverfolgungsmaßnahmen und Datenschutzverletzungen in Südkorea sprach. So erläuterte er, dass die SARS und MERS Ausbrüche in der Vergangenheit zu einer Umgestaltung und Ausbesserung von südkoreanischen Gesetzen bezüglich digitaler Nachverfolgungssysteme und Datenschutzverletzungen geführt habe. Diese Erfahrungen hätten bei dem Umgang mit der aktuellen Pandemie sehr geholfen, schlussfolgerte Professor Ko. Des Weiteren charakterisierte er die koreanische Antwort auf die Covid-19-Pandemie anhand von drei Punkten. Zum einen gibt es ein starkes Bewusstsein in der Bevölkerung und bei weiteren Akteuren sich und andere nicht zu gefährden. Zum anderen wurden in einem breiten Rahmen IKT (Intelligente Kommunikationstechnologien) in das tägliche Leben der Bevölkerung und in die öffentliche Verwaltung integriert. Außerdem gibt es vielfältige Kooperationen zwischen verschiedenen Akteuren, aus welchen beispielsweise von Bürgerinnen und Bürgern entwickelte IT-Systeme entstanden sind. Auch das sogenannte Network Governance erhielt einen Aufschwung. Trotz all dem betonte er, dass es noch großer Herausforderungen und Grenzen in dieser „neuen Normalität“ gibt. Der Schutz der Privatsphäre, die Stigmatisierung von Infizierten und die Suche nach einem Weg, wie die Vorverurteilung der Bevölkerung von stärker betroffenen Regionen eingedämmt werden kann, sind nur einige Beispiele für aktuelle Herausforderungen. Abschließend betonte Professor Ko das der Wichtigkeit von Privatsphäre, Menschenrechten und internationaler Zusammenarbeit auch in der Pandemie Beachtung finden sollten.

Vorbild im Bereich der Digitalisierung – E-Government in Estland

Marti Mätas, Chargé d’Affaires a.i der estnischen Botschaft, hielt die zweite Präsentation und thematisierte Digitalisierung, E-Government, den Kampf gegen Covid-19 und was in diesen Bereichen von Estland gelernt werden kann. Die estnische Regierung hatte bereits in Jahr 2000 ein digitales E-Government-System eingeführt und die meisten Bereiche, in denen menschlicher Austausch nicht notwendig ist, werden durch digitale Systeme übernommen. Laut Mätas hätten die E-Government-Systeme stark zu einem effektiven und effizienten Umgang mit der Pandemie beigetragen. Die Implementierung von digitalen Anwendungen und Prozessen in Regierungsabläufe ist allgemein akzeptiert und wird auch langfristig Bestand haben. Die estnische Regierung erwartet auch in der Zukunft eine verstärkte Integration von KI (Künstlicher Intelligenz) in die Regierungssysteme und grenzüberschreitende staatliche digitale Angebote. Estland kann somit als Vorbild bezüglich der Einbeziehung von digitalen Systemen in Verwaltungs- und Regierungsprozesse verstanden werden.

Herausforderungen für Südkorea und Estland

Dr. Seliger leitete eine Diskussionsrunde während des Seminars, in welcher er im Rahmen verschiedener Fragen die Herausforderungen für die öffentliche Verwaltung in Südkorea und Estland in den Blick nahm. So hinterfragte er die Reaktion der südkoreanischen Regierung auf die Pandemie im Hinblick auf die Versorgung des Landes mit Impfstoffen und neue wissenschaftliche Erkenntnisse wie die Quarantänedauer. Im Bezug auf Estland thematisierte er das Grundvertrauen der Bevölkerung und fragte, ob die Akzeptanz in der Bevölkerung tatsächlich so hoch sei und wie es um die Gleichheit von Bürgerinnen und Bürgern aus dem Ausland stehe. Auch die eingesetzten digitalen Systeme im Gesundheitsbereich hätten Limitierungen, sagte Dr. Seliger. Im Rahmen der Diskussion konnten auch Studierende der SNU GSPA fragen stellen. Professor Jung schloss die Veranstaltung mit einem abschließenden Vermerk.