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Forum
37th Tongil Hankuk Forum

Am 18. Dezember 2022 veranstalteten HSF und das Institute for Peace Affairs das 37. Tongil Hankuk Forum mit einem Sondervortrag von Herrn Dendev Terbishdagva, ehemaliger Vize-Premierminister der Mongolei, über die gesellschaftliche Integration in Deutschland nach der Wiedervereinigung und die Perspektiven für die koreanische Integration.

Derzeit findet eine gesellschaftliche Spaltung zum Thema der koreanischen Wiedervereinigung statt. Politische Ideologien stehen sich gegenüber und entwickeln sich schnell und kontinuierlich weiter. Diese Dynamik zeigt sich auch deutlich in der gesellschaftlichen und politischen Debatte um die Wiedervereinigung. Gespaltene Meinungen und Skepsis haben die Debatte über mehrere Generationen hinweg dominiert. Der 33. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer am 9. November 1989 bot die Gelegenheit, über Konfliktmanagement und soziale Integration zu diskutieren, um ein besseres gesellschaftliches Verständnis der Wiedervereinigung und des Friedens auf der koreanischen Halbinsel zu erreichen.

Zu diesem Zweck fand am 18. November 2022 das 37. Tongil Hankuk Forum des Institute for Peace Affairs, einem langjährigen Partner der Hanns-Seidel-Stiftung Korea, statt. Wiedervereinigungsexperten aus verschiedenen Bereichen trafen sich zum Frühstück, um über Konfliktmanagement und soziale Integration zu diskutieren und das gesellschaftliche Verständnis für die Wiedervereinigung und den Frieden auf der koreanischen Halbinsel zu verbessern. Das Treffen fand im Gracery Hotel statt und wurde in deutscher Sprache mit konsekutiver Übersetzung ins Koreanische durch Herrn Young-Soo Kim abgehalten. Die Eröffnungsrede hielt Jin Shin, Direktor des Institute for Peace Affairs.

Das Forum hatte einen besonders interessanten Redner für die Hauptsitzung: Hon. Dendev Terbishdagva aus der Mongolei, war einer der Wegbereiter der mongolischen Transformation nach 1989 und gleichzeitig ein enger Freund Deutschlands. Terbishdagva lernte Deutsch in Leipzig und arbeitete anschließend in einem Fleischverarbeitungskombinat (sozialistischer Betrieb) in Ulan-Bator. Er kehrte nach Deutschland zurück, um für Studenten zu dolmetschen, die in Berlin studierten. Dort erlebte er 1989 den Fall der Mauer und die wundersame friedliche Wende. Mehrere Jahre lang vertrat er Ausländer in einer der vielen kleinen Städte rund um Berlin und erlebte so die Schwierigkeiten und Erfolge der Transformation und Integration aus erster Hand. Außerdem studierte er Betriebswirtschaft und wurde ein erfolgreicher Geschäftsmann. Nach seiner Rückkehr in die Mongolei wurde er viermal ins Parlament gewählt, war Landwirtschaftsminister und Vizepremierminister und war auch Botschafter der Mongolei in Deutschland. 

Nach Ansicht von Herrn Terbishdagva ist es wichtig, zwischen einem Regime und politischen System und dem Volk zu unterscheiden. Nur wenn die Koreaner im Süden ein gewisses Grundverständnis für die Schwierigkeiten und Lebensbedingungen im Norden entwickeln können, bestehe Hoffnung auf eine Integration beider Seiten. Letztendlich ist sich Terbishdagva aber sicher, dass es eines Tages zur koreanischen Wiedervereinigung kommen wird. Das Gespräch wurde von Shin Chang-Seob, einem ehemaligen MBC-Journalisten in Deutschland, moderiert. Dr. Bernhard Seliger von der Hanns-Seidel-Stiftung Korea wies in seinen Ausführungen darauf hin, dass entgegen aller Erwartungen die soziale Integration und nicht der politische oder wirtschaftliche Wandel den längsten und nachhaltigsten Einfluss auf das wiedervereinigte Deutschland hatte.