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Konferenz
30 Jahre chinesisch-südkoreanische Beziehungen: Bilanz und Aussichten

Die Konferenz der Hanns-Seidel-Stiftung Korea und des Council for Diplomacy on Korean Unification "30 Jahre Beziehungen Südkorea-China: Bilanz und Perspektiven". China spielt eine zentrale Rolle für das Schicksal der koreanischen Halbinsel. Doch wie wird sich diese Rolle entwickeln? Vor 30 Jahren herrschte große Begeisterung über die diplomatischen Beziehungen, den wachsenden Handel und die Hoffnung auf gegenseitiges Verständnis. Inzwischen hat sich dies weitgehend verflüchtigt und viele Beobachter sprechen eher von einem neuen Kalten Krieg. Diese Konferenz bringt koreanische, chinesische und ausländische Experten zusammen, um über die Zukunft der Beziehungen und eine konstruktive Rolle Chinas auf der koreanischen Halbinsel zu diskutieren.

 

Die Konferenz zum 30-jährigen Bestehen der diplomatischen Beziehungen zwischen Südkorea und China findet zu einer Zeit statt, in der zunehmend von einem neuen Kalten Krieg zwischen China und dem "Westen" (zu dem auch Südkorea gehört) die Rede ist. Gleichzeitig kommt es in China zu empörten Protesten gegen die derzeitige Corona-Politik. Insgesamt sind das keine guten Nachrichten für Südkorea: Wirtschaftlich ist Südkorea nach wie vor sehr stark mit China verflochten, auch wenn sich die Beziehungen - vor allem seit der Stationierung der THAAD-Batterien zur Raketenabwehr und den anschließenden Sanktionen Chinas - deutlich verschlechtert haben. China spielt eine absolut zentrale Rolle für den Frieden auf der koreanischen Halbinsel.

Allerdings hat sich diese Rolle in den letzten Jahren deutlich zu Ungunsten Südkoreas verändert: Während bis etwa 2017 chinesische Warnungen vor Nordkoreas Atomprogramm und sogar direkte Einflussnahme - etwa durch die zeitweilige Blockade von Öllieferungen - noch Teil der internationalen Gleichung auf der koreanischen Halbinsel waren, hat sich Chinas Rolle seither deutlich mehr zu der eines Beschützers Nordkoreas gewandelt. Sowohl China als auch Nordkorea gehören zu den Staaten, die sich mit Russland, dem Iran, Syrien, Venezuela und wenigen anderen zunehmend verbünden und gleichzeitig international isoliert werden. Infolgedessen sind Südkoreas frühere Hoffnungen, mit China über eine friedliche Wiedervereinigung zu verhandeln - über den Kopf von Kim Jong-Un hinweg - hinfällig geworden. Hinzu kommt ein schleichender, aber fortschreitender Zerfall auf der Ebene der Zivilgesellschaft und des politischen Dialogs: Die alten Formate der Zusammenarbeit (wie ASEAN plus drei oder das trilaterale Sekretariat zwischen China, Japan und Südkorea) existieren zwar noch, sind aber nicht wirklich handlungsfähig. China hat in den letzten Jahren ausländische Professoren, darunter auch Koreaner, massenhaft entlassen.

In diesem Sinne ist die vorliegende Konferenz, die von Anfang an auch die Teilnahme chinesischer Experten vorsah, vielleicht die politisch wichtigste und heikelste, die wir in diesem Jahr veranstalten. Obwohl es uns leider nicht gelungen ist, die chinesische Botschaft zur Teilnahme zu bewegen (der stellvertretende Botschafter sagte nach reiflicher Überlegung ab, vielleicht wegen der negativen Signalwirkung für Nordkorea), nahmen chinesische Experten an allen Sitzungen teil. Die Konferenz wurde also nicht als Publikumsveranstaltung durchgeführt.