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1. Tongil Hankuk Forum

Anläßlich der Verleihung des Korea Foundation Awards und der Gründung der „Ein Korea“ – Stiftung durch Hartmut Koschyk MdB, Vorsitzender der Deutsch-Koreanischen Parlamentariergruppe im Deutschen Bundestag sowie Ko-Vorsitzender des deutsch-koreanischen Beratergremiums zu außenpolitischen Aspekten der Wiedervereinigung, wurde gemeinsam mit der Abgeordneten Na Kyoung-Won ein Rückblick auf den vierten Atomtest und die Folgen gehalten. Letztere leitet einen der wichtigsten Ausschüsse der koreanischen Nationalversammlung, den Ausschuss für Aussenpolitik und Wiedervereinigung.

Die Eröffnungsreden wurden von Son, Jae-Shik (Präsident des Tongil Hankuk Forums und früherer Wiedervereinigungsminister, der zuerst das IPA und die HSS zusammengebracht hat) sowie von Shin, Young-Kyun (Ehrenpräsident des Tongil Hankuk Forums) gehalten. Rolf Mafael, Deutscher Botschafter in Seoul, betonte in seinem Grußwort die Solidarität mit Südkorea, die sich u.a. darin ausgedrückt habe, dass der deutsche Aussenminister Steinmeier noch am Tage des Atomtests diesen scharf verurteilte und eine deutliche internationale Reaktion forderte.

Das eigentliche Forum bestand aus zwei Statements und einer anschließenden Diskussion. Das erste Statement hielt Hartmut Koschyk MdP und Ko-Vorsitzender des deutsch-koreanischen Beratergremiums zu außenpolitischen Aspekten der Wiedervereinigung, unter dem Titel „Nach dem  vierten Atomtest  –  wie  geht  es  weiter  in  Nordkorea?  Überlegungen  auf  Basis  der deutschen Erfahrungen“. Seit dem bilateralen Gespräch am 25.8.2015. habe eine gute Stimmung zwischen Südkorea und Nordkorea geherrscht und darausfolgend sei das Zusammentreffen der geteilten Familien zustande gekommen. Aber mit dem jüngsten Atomtest Nordkoreas im Januar sei die Lage völlig eingefroren. Es stände nun die Solidarität mit Südkorea  im  Vordergrund  und  es  müsse  eine  geschlossene Antwort  der  internationalen Gemeinschaft (in Form neuer Sanktionen) geben. Jedoch solle die Republik Korea auch in Kooperation mit wichtigen Nachbarländern eine kreative diplomatische Rahmenbedingung schaffen, um nachhaltige Entspannung auf der koreanischen Halbinsel zu erzielen. Dadurch soll der nordkoreanische bisherige Teufelskreis der atomaren Provokation durchbrochen werden. China dürfe es sich nicht so leicht machen und nur immer betonen, es sei für Nordkorea nicht verantwortlich und könne auch nichts gegen Nordkorea unternehmen. Die USA müssten von ihrer Position der strategischen Geduld Abstand nehmen, diese sei gescheitert. Koschyk hat von der Korea Foundation einen Ehrenpreis bekommen und will die Dotation als Grundstock zur Gründung einer Stiftung-Ein-Korea verwenden, die durch das Potential der deutschen Zivilgesellschaft der kommenden koreanischen Einheit dienen soll.

Das zweite Statement hielt Na, Kyung-Won MP, Vorsitzende des Ausschusses für Außenpolitik und Wiedervereinigung in der Nationalversammlung, die über das Thema „Nach dem  vierten Atomtest  –  wie  geht  es  weiter  in  Nordkorea?  Überlegungen  auf  Basis  des südkoreanischen Standpunkts“ referierte. Der jüngste Atomtest Nordkoreas sei offensichtlich eine große Herausforderung und Provokation für Südkorea und die Weltgemeinschaft. Die Weltgemeinschaft müsse eine geschlossene Reaktion zeigen. Die Prinzipien der bisherige Nordkorea-Politik blieben dennoch erhalten: Trustpolitik, d.h. eine prinzipiengesteuerte Politik der Vertrauensbildung. In diesem Zusammenhang brauche Südkorea wie bisher eine Doppelstrategie: Zucker und Peitsche. Momentan sei zudem engere außenpolitische Zusammenarbeit besonders mit China und Amerika nötig. Nach dem jüngsten Atomtest Nordkoreas sei die Meinung in Südkorea viel häufiger und lauter zu hören, dass Südkorea auch selbst Atomwaffen entwickeln und besitzen solle. Das allein sei schon eine Gratwanderung, aber realpolitisch gesehen sei eine solche südkoreanische Forderung möglicherweise dazu geeignet, China zu einer aktiveren Rolle auf der koreanischen Halbinsel zu bewegen und Nordkorea zu Frieden zu drängen und so die mittel- und langfristigen Voraussetzungen für die Einheit Koreas zu schaffen. Gleichzeitig müsse jedoch prinzipiell auch Austausch und Dialog mit Nordkorea versucht werden.

In seiner Ansprache vor dem Abendessen ging Dr. Bernhard Seliger, Repräsentant der Hanns-Seidel-Stiftung in Korea, nochmals auf mögliche Ansätze für eine friedliche Überwindung der Teilung Koreas ein. Das Tongil Hankuk Forum (Korean Unification Forum) wurde im Dezember 2015 vom Institute for Peace Affairs, unserem Hauptpartner in der Zivilgesellschaft zu Fragen der Wiedervereinigung, als ein Forum vornehmlich von ehemaligen Staatsmännern, darunter vielen früheren Wiedervereinigungsoffiziellen (Ministern, Vizeministern, Staatssekretären und sonstigen Mitarbeitern des Wiedervereinigungsministeriums, aber auch aus KINU, dem diplomatischen Korps Südkoreas etc.) gegründet. Es dient der Diskussion aktueller Fragen der Wiedervereinigungspolitik.