Im Zuge der Gipfeldiplomatie auf der koreanischen Halbinsel sind mehrere südkoreanische Institutionen, Forschungsinstitute, lokale Verwaltungen, Universitäten usw. daran interessiert, Projekte mit oder über Nordkorea zu etablieren bzw. manchmal, falls sie bereits in der Ära der Sonnenscheinpolitik aktiv waren, wieder aufzunehmen. Für die Hanns-Seidel-Stiftung, die sich seit langem für eine bessere Erhaltung der ökologischen Ressourcen auf der koreanischen Halbinsel, einschließlich Nordkoreas, einsetzt, war dies ein sehr wichtiger Workshop und wir waren froh, dazu eingeladen zu sein, unsere Erfahrungen mit Ressourcenschutz und nachhaltiger Nutzung in Nordkorea zu diskutieren. Die Konferenz wurde von Präsident Yang Chang-Ho von der KMI sowie vom Co-Organisator, Abgeordneten und Vorsitzenden des Ausschusses für Landwirtschaft, Ernährung, ländliche Angelegenheiten, Ozeane und Fischerei in der Nationalversammlung, Sul Hoon, eröffnet. Beide betonten die Möglichkeiten zur innerkoreanischen Zusammenarbeit nach dem erfolgreichen innerkoreanischen Gipfeltreffen.
Die erste Sitzung brachte Experten zusammen, die Erfahrungen in meeresökologischer Zusammenarbeit in Nordostasien gesammelt haben. Yinfeng Guo, leitender technischer Berater und Projektmanager des 'Yellow-Sea Large Marine Ecosystem'-Projekts, kurz YSLME, begann mit einem Vortrag über das Gelbe Meer als ökologische Region und das Potenzial für eine Zusammenarbeit. Anschließend stellte Lew Young, Geschäftsführer der East Asian Australasian Flyway Partnership (EAAFP), die Arbeit der Partnerschaft auf der ostasiatischen Flugroute vor, einschließlich der wichtigen Arbeit zum Schutz der Wasservögel. Auch hier gibt es viele Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Nordkorea, das erst in diesem Jahr Mitglied der Partnerschaft wurde. Eine noch umfassendere Sichtweise nahm Jae-Young Lee, stellvertretender Leiter des Projekts zur Prävention und Bekämpfung von Meeresverschmutzung in den ostasiatischen Meeren (PEMSEA), ein - ein asienweites Projekt, an dem sich Nordkorea als Mitglied im Bereich des Integrated Coastal Managements (ICM ) beteiligt. Nordkorea hat einen Musterstandort, den Nampo-Hafen in der Nähe von Pjöngjang, aber es müssen noch viele Kapazitäten geschaffen werden, bevor ICM in Nordkorea arbeiten kann. Lev Neretin, Koordinator des Nordwestpazifik-Aktionsplans (NOWPAP) des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), sprach die früheren Erfahrungen mit der Zusammenarbeit mit Nordkorea an. Dr. Bernhard Seliger vom Büro der Hanns-Seidel-Stiftung in Korea berichtete dann ausführlich über die Erfahrungen der HSF in unterschiedlichen Bereichen wie Aquakulturforschung, Aufbau von Kapazitäten für Projekte des Clean Development Mechanism, Aufforstungsprojekte und Projekte zum Schutz von Feuchtgebieten. Die Projektabläufe waren immer ähnlich - einschließlich der Beteiligung Nordkoreas an internationalen, friedlichen Mechanismen in den Bereichen Umwelt, Handel und Energie.
Der zweite Teil der Konferenz behandelte Aspekte der Meeresumwelt und der Kooperation auf diesem Gebiet. Prof. Jong Seong Khim von der Seoul National University berichtete über den Status des maritimen Ökosystems rund um die koreanische Halbinsel und Dr. Jungho Nam vom Korea Maritime Institute legte Probleme und Lösungsansätze der innerkoreanischen Zusammenarbeit für nachhaltige Meeres- und Küstenentwicklung dar. Im dritten Teil fand schließlich eine von Prof. em. Chul-Hwan Koh von der Seoul National University moderierte Expertenrunde statt, die ein mögliches, weiteres Vorgehen der koreanischen Regierung diskutierte. Zu Wort kamen Forscher von öffentlichen und privaten Forschungsinstituten mit nationaler und internationaler Erfahrung, sowie ein Beamter des Ministeriums für Ozeane und Fischerei.
Sicherlich reicht ein einzelner Workshop nicht aus, um eine Agenda der Zusammenarbeit mit dem Norden zu entwickeln. Zu aller erst muss der Norden seine eigene Agenda herausfinden, bevor eine effektive Zusammenarbeit stattfinden kann. Dennoch ist es sehr ermutigend zu sehen, dass Pläne nicht als völlig theoretische (und oft hoch unrealistische) Konstrukte für eine zukünftige Vereinigung entwickelt werden. Vielmehr handelt es sich bei dem besprochenen um Projekte, die zumindest teilweise hier und jetzt realisiert werden können. Hoffentlich wird auch Nordkorea dies erkennen und seinen Forschern und Bürgern erlauben, sich an diesen zukünftigen Kooperationsprojekten zu beteiligen.