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Workshop: Nordkorea nach dem 7. Parteitag – Politische und Wirtschaftliche Perspektiven

Die Ereignisse aus dem Frühjahr 2016, wie die Durchführung eines vierten Nukleartests, aber auch die Ankündigung des siebten Parteitages der Partei der Arbeit Koreas (PdAK) nach über 35 Jahren, lenkten verstärkt die internationale Aufmerksamkeit auf die Politik Nordkoreas. Strenge Sanktionen, etwa von Seiten der Vereinten Nationen oder die Schließung des Industriekomplexes Kaesong sind dabei nur einige der Reaktionen auf das Verhalten Nordkoreas, welches mit dem Nukleartest und anschließenden Raketentests mehrfach gegen frühere Resolutionen des UN-Sicherheitsrates verstoßen hatte.

Dr. Susanne Luther der Hanns-Seidel-Stiftung und Prof. Jungmin Seo der Yonsei Universität unterzeichneten ein MoU bezüglich weiterer Zusammenarbeit der Institutionen.

Doch abseits dieser Sanktionen sehen viele in Engagement und Kooperation weiterhin ein wichtiges Mittel, um zu einer Veränderung in Nordkorea beizutragen. Hinzu kommt, dass in den letzten Jahren kleine, aber sichtbare Veränderungen auf wirtschaftlicher Ebene erkennbar wurden, wie bspw. die zunehmende Öffnung der Märkte. So waren die Erwartungen und Hoffnungen nach der Ankündigung der Durchführung eines Parteitages der PdAK zunächst groß. Wie aber ist die Situation nun nach dem Parteitag und nach den Sanktionen tatsächlich einzuschätzen? Welche wirtschaftlichen und politischen Perspektiven lassen sich für Nordkorea erkennen?

 

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen lud das Yonsei Institut für Nordkorea-Studien zusammen mit der Hanns-Seidel-Stiftung Korea am 30. Mai 2016 zu einem Workshop ein, um diese Fragen aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und zu diskutieren. Im Rahmen dieser Veranstaltung präsentierten neben Dr. Bernhard Seliger, Repräsentant der Hanns-Seidel-Stiftung in Korea, auch Christopher Green, Mitherausgeber von Sino-NK, sowie Michael Spavor, Gründer der Organisation Paektu Cultural Exchange, ihre persönlichen Einschätzungen zur derzeitigen ökonomischen Situation und den möglichen Perspektiven Nordkoreas.

 

Eine besondere Ehre war es zudem die Leiterin des Instituts für Internationale Zusammenarbeit der Hanns-Seidel-Stiftung, Dr. Suanne Luther, aus München begrüßen zu dürfen. Neben Prof. Jungmin Seo, Direktor des Yonsei Instituts für Nordkorea-Studien, hielt Frau Dr. Luther die Eröffnungsrede der Veranstaltung und betonte dabei ihr persönliches Interesse an der Thematik. Wenige Tage zuvor hatte sie bei einem Besuch in Pjöngjang die Möglichkeit sich einen eigenen Eindruck von der Situation vor Ort zu machen, unter anderem begutachtete sie den Fortschritt des von der EU finanzierten Projektes zur nachhaltigen Wiederaufforstung in Nordkorea.

 

Nach dem Eröffnungsteil der Veranstaltung ging Christopher Green zunächst auf die aktuelle Situation in Nordkorea nach dem 7. Parteitag ein und präsentierte seine eigenen Einschätzungen. Seiner Meinung nach seien nach diesem Ereignis bisher kaum Veränderungen erkennbar. Zwar habe es kleinere personelle Umstrukturierungen gegeben, jedoch nicht auf den entscheidenden Ebenen. Insgesamt kam er zu dem Schluss, dass Jugend nicht immer auch zu mehr Dynamik führen müsse, und dass personelle Veränderungen nicht zwangsweise auch politische Veränderungen mit sich ziehen müssten. Erst mit der Zeit könne man feststellen, ob dieses Ereignis tatsächliche Veränderungen in der Politik Nordkoreas herbeigeführt hat.

 

Im weiteren Verlauf wurden vor allem die wirtschaftlichen Perspektiven Nordkoreas diskutiert und anhand von persönlichen Eindrücken und praktischen Erfahrungen von Michael Spavor und Dr. Bernhard Seliger erläutert, welche beide durch verschiedene Projekte die Möglichkeit haben regelmäßig das Land zu bereisen. Diskutiert wurde unter anderem die Entwicklung des heimischen Marktes in Nordkorea mit einem Trend zu einer geringer werdenden Anzahl an chinesischen Händlern und dem gleichzeitigen Ausbau von heimischen Produkten, was laut Spavor eine durchaus positive Veränderung sei. Diese Entwicklung war vor allem auf der Internationalen Handelsmesse in Pjöngjang Ende März 2016 zu erkennen. Darüber hinaus betonte Dr. Seliger wie wichtig es sei, dass auch die ärmere Bevölkerung aus den ländlichen Regionen zukünftig von diesem Fortschritt profitiere.

 

Ein weiterer Punkt der Diskussion waren zudem die Auswirkungen der Sanktionen auf die wirtschaftliche Situation Nordkoreas. Es wurde berichtet, dass vor Ort bislang noch keine großen Veränderungen zu erkennen gewesen seien, da es viele Schlupflöcher gebe, um diese Einschränkungen zu umgehen. Auf der anderen Seite wurde darauf hingewiesen, dass solche Maßnahmen immer eine gewisse Zeit brauchten bis sie ihre volle Wirkung zeigten. Zudem sei für eine effektive Wirkung die strenge Durchsetzung der Sanktionen besonders seitens Chinas notwendig, was jedoch derzeit noch nicht erkennbar sei.

 

Darüber hinaus wurde auch über die Option ausländischer Direktinvestitionen gesprochen. Dabei wurde betont, dass insbesondere hinsichtlich der aktuellen politischen Situation, aber vor allem auch wegen der negativen Reputation und der Unsicherheit bei Investitionstätigkeiten in Nordkorea, viele ausländische Investoren davor zurückschrecken würden in Nordkorea zu investieren. Beispiele wie die Investitionen der Unternehmen Pyeonghwa Motors oder Orascom haben in der Vergangenheit diese Unsicherheiten und Schwierigkeiten besonders deutlich werden lassen.

 

Zum Abschluss der Veranstaltungen hatten die Zuhörer schließlich die Gelegenheit einige Fragen direkt an die drei Redner zu stellen, welche kontrovers diskutiert wurden.

 

Dieser in enger Zusammenarbeit organisierte Workshop diente auch als Zeichen der erfolgreichen Zusammenarbeit der Hanns-Seidel-Stiftung und der Yonsei Universität. Die Intention der HSS und der Yonsei Universität auch weiterhin zusammenzuarbeiten wurde bei dieser Gelegenheit durch die Unterzeichnung eines MoU (Absichtserklärung) von Dr. Susanne Luther und Prof. Jungmin Seo beschlossen.