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Konferenz
Vor, Während und Nach der deutschen Wiedervereinigung

Als Land, das Teilung und Wiedervereinigung erlebt hat, sind die deutschen Erfahrungen mit diesen Situationen und die Sicht auf die jüngsten Entwicklungen auf der koreanischen Halbinsel für viele Koreaner von großem Interesse. Die Seoul National University GSPA und die Hanns-Seidel-Stiftung veranstalteten daher die Konferenz "Deutschland und Korea: Integration und Vereinigung" am 10. Oktober, die sich mit genau diesen Themen beschäftigte und sowohl koreanischen als auch deutschen Experten und interessierten Zuhörern die Möglichkeit bot, Informationen und Meinungen zur Wiedervereinigung auszutauschen.

Gruppenfoto

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"Deutschland und Korea: Integration und Vereinigung" lautete der Titel einer Konferenz an der Seoul National University Graduate School of Public Administration am 10. Oktober. Auf der Konferenz trafen sich Experten aus Korea und Deutschland, um die deutschen Erfahrungen vor, während und nach der Wiedervereinigung und ihre Auswirkungen auf die aktuelle Situation in Korea zu diskutieren. Auch die Veränderungen des politischen und sozialen Systems in Nordkorea in den letzten Jahren waren Teil des Diskurses.

Weert Börner von der Deutschen Botschaft in Seoul hielt ein Grußwort

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Die Wiedervereinigung Deutschlands war nicht zu erwarten und geschah fast über Nacht, was auch in Korea möglich ist - das betonten Prof. Lee Seungjong und Prof. Kim Dongwook von der SNU in ihren Begrüßungsreden. Dr. Bernhard Seliger erwähnte zudem, dass jüngere Deutsche heutzutage kaum noch einen Bezug zur Wiedervereinigung haben, weshalb es umso wichtiger ist, an die Vorteile für Deutschland und Europa zu erinnern. Aber obwohl die Vereinigung für Deutschland sehr vorteilhaft war, sollten die großen Veränderungen und die Ungewohntheit der damaligen Bürger nicht außer Acht gelassen werden. Laut Weert Börner, dem ständigen Vertreter der deutschen Botschaft, werden ihm in der Regel viele Fragen zu den Ereignissen nach der Wiedervereinigung 1990 gestellt, aber er wies darauf hin, dass der Prozess, der zur Wiedervereinigung hinführte, mindestens genauso wichtig sei.

Blick in den Konferenzraum

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In den letzten Jahren fanden in Nordkorea viele Reformen und Veränderungen statt, die einen großen Einfluss auf die politischen und sozialen Systeme des Landes hatten. Vor allem die von Kim Jong Un eingeleitete neue Fokussierung auf die Wirtschaft und die Entstehung eines marktwirtschaftlichen Systems war etwas, über das Dr. Bernhard Seliger informierte und positiv bewertete. Er wies aber auch darauf hin, dass noch viel Dialog und Reformen erforderlich sind, um die Wirtschaft Nordkoreas wirklich zu entwickeln und das Land zu öffnen.

Dr. Christoph Nguyen von der Freien Universität Berlin bei seiner Präsentation

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Einen Einblick in die Bewältigung der mit der Wiedervereinigung verbundenen Herausforderungen, einschließlich der langfristigen Auswirkungen auf das Land, gab Dr. Cristoph Nguyen von der Freien Universität Berlin. Er wies darauf hin, dass die Wiedervereinigung ein laufender Prozess ist, der mit dem Fall der Mauer 1990 nicht zu Ende ging. Zwischen West- und Ostdeutschland bestehen nach wie vor deutliche Unterschiede, und die in der ehemaligen DDR lebenden Bürger stehen weiterhin vor Herausforderungen wie demographischem Wandel und niedrigeren Einkommen im Vergleich zu Westdeutschland. Es wurde jedoch betont, dass die Vereinigung insgesamt ein Gewinn für Deutschland war und dass sie zweifellos besser war als die Alternative, zwei verschiedenen Ländern zu behalten.

Danny Chahbouni (Point Alpha Stiftung), Robert Lebegern (Deutsch-Deutsches Museum Mödlareuth), Felix Glenk (HSS) und Dr. Christoph Nguyen während der Pause

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Um reale und aktuelle Informationen über die aktuelle Situation in Nordkorea zu liefern, wurde eine Studie über die Stadt Mundeok in der DVRK von Dr. Ahn Jiho von der SNU und Felix Glenk von der HSF vorgestellt. Eine der Schlussfolgerungen war, dass die Veränderungen der letzten 30 Jahre und die marktwirtschaftliche Entwicklung enorme Auswirkungen auf die lokale Verwaltung hatten und es fragwürdig ist, ob die nordkoreanische Regierung die Kontrolle über die Märkte behalten kann. Darüber hinaus fehlt das Verständnis einer Marktwirtschaft, Demokratie und Verwaltung und unterscheidet sich deutlich von dem, welches wir in den meisten Industrieländern haben, was Nordkorea in mehreren Aspekten von der ehemaligen DDR unterscheidet. Dies ist zu bedenken, wenn man versucht, Parallelen zwischen der Wiedervereinigung in Deutschland und Korea zu ziehen.

Dennoch war die Konferenz eine Gelegenheit zum Meinungs- und Erfahrungsaustausch über das Thema Wiedervereinigung und lieferte hoffentlich viele hilfreiche Erkenntnisse für die Koreaner, die diesen Prozess noch vor sich haben.