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Naturschutz und grenzüberschreitende Kooperation im Gelben Meer – die Bedeutung von Baegnyeong-do

Die Baengnyeong-Insel ist die westlichste Insel von Südkorea . Sie liegt im Gelben Meer, etwa 15 Kilometer vor der Küste der nordkoreanischen Provinz Hwanghae-namdo.

Die militärische Situation ist sehr gespannt – hier eine Warnung vor nordkoreanischen Minen.

Im Waffenstillstandsabkommen von 1953 wurde Baengnyeong-do Südkorea zugeordnet und gehört seitdem als Teil des Kreises Ongjin zum Stadtgebiet von Incheon. Die Northern Limite Line, die maritime Demarkationslinie zwischen Nord- und Südkorea, befindet sich nur etwa 7 km nördlich davon. Die Insel hat eine Bevölkerung von 4500 Einwohnern, aber dreimal so viele Soldaten, wegen der exponierten Stellung der Insel und den starken Spannungen im Gelben Meer. Diese Spannungen zu überwinden, ist bisher keiner der Regierungen Südkoreas gelungen.

Baegnyeong-do mit seiner geographisch exponierten, aber von Südkorea mit seiner explosiven wirtschaftlichen Entwicklung isolierten Stellung hat eine wichtige ökologische Funktion. Einerseits ist sie Brutgebiet vieler seltener Vogelarten wie des Schneereihers, des nur in China und Südkorea vorkommenden Schwarzstirnlöfflers und anderer Arten. Früher war hier auch der Schwarzschnabelstorch heimisch, der jetzt nur noch als Wintervogel vorkommt und auch dort eine stark abnehmende Tendenz zeigt. Vor allem ist Baegnyeongdo auch deshalb wichtig, weil es auf dem asiatisch-pazifischen Flugweg ein absolutes Nadelöhr darstellt, durch das Hunderttausende Zugvögel vor allem auf dem Weg in den Norden Rast machen.

Auch für Säugetiere im Meer ist die Insel bedeutend, mit dem größten Vorkommen der Largha-Robbe (Phoca largha) im Gelben Meer, die nur in China und Korea vorkommt und stark gefährdet ist, sowie für Glattschweinswale und Minkwale.

Der massive Ausbau des Militärs, mehr aber noch zivile, regionalpolitisch begründete Ausbaumaßnahmen der Infrastruktur, die oft völlig überdimensioniert und wenig zielgerichtet sind, haben - wie in anderen südkoreanischen Regionen - dazu geführt, dass in den letzten Jahren die wichtigsten Habitate für Zugvögel massiv geschrumpft sind. Dies gilt insbesondere auch für das letzte vorhandene Sumpfgebiet, in dem Schwarzstirnlöffler im Sommer und Schwarzschnaelstroch im Winter eine gewisse Attraktion auch für Touristen hatten, jetzt aber der Neubau einer Straße, der den Weg um das Gebiet nur um etwa zwei bis drei Minuten verringert, zu starken Störungen geführt hat.

Birds Korea, unser Partner bei den Naturschutzprojekten im innerkoreanischen Grenzgebiet sowie in Nordkorea, hat seit fünf Jahren eine kontinuierliche Forschung zu den ökologischen Veränderungen auf der Insel durchgeführt, die gerade auch für die Kooperation mit Nordkorea von Bedeutung ist, da das Gebiet direkt auf dem Zugweg liegt, auf dem auch Oncheon (Hwanghae-namdo) und Mundok (Pyongan-bukdo) liegen, in denen wir mehrfach Beratungsreisen durchgeführt haben. Dabei ist einerseits die wichtige Bedeutung Baegnyeong-dos auf dem asiatisch-pazifischen Flugweg deutlich geworden, andererseits aber auch die massive Bedrohung dieser Funktion durch fehlgeleitete Entwicklung.

Birds Korea und die Hanns-Seidel-Stiftung in Korea haben zum Ziel, in Kooperation mit den Bürgern von Baegnyeong-do, über Möglichkeiten des verbesserten Schutzes der verbleibenden Habitate auf der Insel nachzudenken und auch die Möglichkeiten auszuloten, gemeinsame, vertrauensbildende Maßnahmen in der Grenzregion mit Nordkorea zu schaffen.

Wer mehr über die Arbeit von Birds Korea in Baegnyeong-do erfahren will, kann u.a. hier Informationen finden.