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Symposium
Nachhaltigkeit und Grenzregionen

Am 18. Mai fand eine Veranstaltung an der Floating University in Berlin statt. Verschiedene Personen aus der Wissenschaft und Kunst, aber auch Aktivistinnen und Aktivisten nahmen an der Veranstaltung teil. Die HSS Korea war an der online und offline durchgeführten Veranstaltung aktiv teil.

 

 

 

Die insgesamt achtstündige Veranstaltung wurde von Carola Uehlken moderiert. Im Anschluss an die Willkommensgrüße und einführenden Bemerkungen wurden eine Reihe von kurzen Videoclips gezeigt, welche als konzeptionelle Grundlage für den Rest der Veranstaltung dienten. Bei den Clips handelte es sich um gekürzte Versionen von Filmen der Künstler, die ihr Verständnis der verschiedenen Themen in Bezug auf Grenzzonen zum Ausdruck brachten. Zusätzliche Anmerkungen zu Nachhaltigkeit in Grenzregionen wurden von der Co-Direktorin der Floating University, Rosario Talevi, gegeben. Der Ort der Veranstaltung selbst war auch eng mit dem Thema der Veranstaltung verbunden. Die Floating University ist ein ehemaliges Wasserbecken des inzwischen stillgelegten Flughafens Tempelhof und ist somit eine von Menschenhand geschaffene Umgebung, die von der Natur zurückerobert wurde.

Dr. Bernhard Seliger, Repräsentant der Hanns-Seidel-Stiftung, hielt einen Vortrag über die koreanische Halbinsel und die artenreichen Gebiete rund um die demilitarisierte Zone. Dabei berichtete er unteranderem von dem Weltzugvogeltag am 8. Mai, an welchem er eine erstaunliche Artenvielfalt in kleinen Naturparks in Seoul beobachten konnte. Außerdem erklärte er, dass die verschiedenen Befestigungen und Zäune entlang der südlichen Grenze der DMZ verschiedene Vogelarten geschützt hätten und es ihnen ermöglicht hätten, sich ohne Eingriffe des Menschen zu entwickeln. Die bisher recht positive Entwicklung in Nordkorea in Bezug auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit in der Grenzregion, so sagte Dr. Seliger sollte vorsichtig weitergeführt werden.

 

Laut Dr. Seliger sind Umwelt- und Nachhaltigkeitsfragen eine gute Möglichkeit, um Zusammenarbeit mit Nordkorea zu ermöglichen. Diese Themen erlauben es, ideologische Differenzen in den Hintergrund zu stellen. Verschiedene Partnerschaftsprojekte wurden bereits durchgeführt und haben Vogelpopulationen entlang der Küsten sowohl von Nord- als auch Südkorea untersucht. Der Repräsentant der Hanns-Seidel-Stiftung Korea betonte des Weiteren die Wichtigkeit von Managementkompetenzen im Hinblick auf die Betreuung verschiedener Feuchtbiotope und biodiversen Gebieten in Nordkorea. Er hoffe auf eine aktive Beteiligung des Nordens in internationalen Organisationen, um zukünftige Probleme zu bewältigen, so Dr. Seliger. Der spanische Künstler Santiago Sierra war ein weiterer Sprecher im Rahmen der Veranstaltung und hielt einen Vortrag, in dem er sein Projekt "No Nations, No Borders" vorstellte. Santiago untersuchte dabei die Realität in heutigen Grenzgebieten und die Probleme, die er im Zusammenhang mit dem Konzept des modernen Nationalstaates sieht.

Auch der Direktor des DMZ Ecology Research Institute, Kim Seung-ho, wies auf die Bedeutung der Zusammenarbeit im Feld der Umweltpolitik hin. Kim sieht die DMZ als ein gemeinsames Gebiet, welches als Werkzeug für den Frieden genutzt werden sollte. Seine Präsentation beinhaltete eine Einführung in die Geschichte des Gebietes und die Vorstellung aktueller Projekte zur Erforschung der verschiedenen Pflanzen und Tiere entlang der Grenze. Außerdem sprach er über die zukünftigen wirtschaftlichen Möglichkeiten, wie beispielsweise die medizinische Nutzung verschiedener Pflanzen aus dem Grenzgebiet. Im Anschluss an Kims Vortrag über die Tierwelt entlang der koreanischen DMZ stellten die Künstlerin Kira Wachsmann und der Künstler Mischa Leinkauf ihre Projekte vor. Eines dieser Projekte befasst sich zum einen mit traumatischen Erfahrungen und dem Erinnern an solche. Das Andere thematisiert Bewegungsfreiheit als künstlerische Praxis.

Dr. Liana Geidezis, Leiterin der BUND-Abteilung Grünes Band, informierte mit ihrer Rede über das europäische Grüne Band. Dies ist eine Initiative zum Naturschutz entlang des Korridors des ehemaligen Eisernen Vorhangs. Ein ähnliches Gebiet gäbe es außerdem an der innerdeutschen Grenze, welche früher Ost- und Westdeutschland trennte, so Dr. Geidezis. Außerdem gab sie einen Überblick über die Geschichte der Gebiete und betonte, wie wichtig es sei, die einzigartigen Ökosysteme Europas entlang der Grenzgebiete zu erhalten und zu schützen. Auch Melanie Kreutz von der BUND-Abteilung Grünes Band ging auf die besondere Bedeutung des Gebietes ein. Als Gedenkstätte für die Ereignisse während des Kalten Krieges seien diese Regionen ein wichtiger Teil der Gedenkarbeit und Erinnerungskultur. Auch die Möglichkeit, dass das Grüne Band in Zukunft zum UNESCO-Welterbe gehören könnte, wurde diskutiert. Die derzeitigen Flächen entlang des Gürtels werden für verschiedene Aktivitäten genutzt, wie beispielsweise Wandern und Wildtierbeobachtung.

Nach den Präsentationen der Vertreterinnen der BUND-Abteilung Grünes Band sprach Kyung Jin Zoh, Professor für Landschaftsarchitektur an der Seoul National University, über verschiedenen Kunst- und Forschungsprojekte entlang der DMZ. Ein weiterer Vortrag von Ana Alenso & Ricardo Avella befasste sich mit den durch Grenzen verursachten Problemen im venezolanischen Amazonas-Regenwald, welche die indigenen Bevölkerungsgruppen vor Ort betreffen. Den Abschluss der Veranstaltung bildeten Nadav Tal, welcher zum Thema „Green Blue Deal for the Middle East“ informierte und das Kunstprojekt „Peace Canal“ von Anne Duk Hee Jordan.