Print logo

Publikation
Koreanische Politik in Zeiten der Pandemie

Seit mehr als einem Jahr hat die Covid-19 Pandemie die Welt im Griff. Diesen traurigen Jahrestag zum Anlass, veröffentlicht die Hanns-Seidel-Stiftung den Bericht „Ein Jahr mit Covid-19 – Perspektiven für die internationale Zusammenarbeit“. Dr. Seliger berichtet darin über den Umgang mit der Covid-19 Pandemie auf der koreanischen Halbinsel.

Picture: United Nations

Picture: United Nations

Südkorea als Vorbild in der Pandemie Bekämpfung

Südkorea war eines der ersten Länder, in denen Covid-19 Fälle außerhalb Chinas auftraten. Aufgrund der engen wirtschaftlichen Beziehungen mit China kam der erste bestätigte Fall in Südkorea am 20. Januar 2020 nicht überraschend. Einen Monat später stiegen die Fallzahlen im Land rapide an und im Umfeld einer in Wuhan missionierenden protestantischen Sekte wurde massiv getestet und Mitgliederdaten der Sekte mussten an die Regierung herausgegeben werden. Mittlerweile hat Südkorea eine Strategie des „Testing and Tracking“ eingeführt, bei welcher nicht nur schnell und viel getestet wird, sondern auch mit Hilfe von Kreditkatendaten, Überwachungskameras und Handydaten versucht wird, möglichst alle persönlichen Kontakte von Infizierten zu identifizieren und in Quarantäne zu schicken. Im Sommer 2020 hatte Südkorea das Infektionsgeschehen im Land weitestgehend im Griff und hatte das erreicht, was als „flatten the curve“ bezeichnet wird. Eine zweite Infektionswelle ab November fiel deutlich milder als in Europa aus, verdeutlichte aber auch, dass in Südkorea eine deutlich größere Angst vor der Epidemie herrscht. Da die Infektionszahlen auf bis zu 600 neue Fälle pro Tag (Dezember 2020) anstiegen wurde das Corona Warnsystem weiter ausdifferenziert und weitergehende Beschränkungen, wie Schulschließungen und Restaurantschließungen ab 21 Uhr verhängt.

Gründe für Südkoreas Erfolg

Zum einen beruht der Erfolg auf der geographischen Lage. Südkorea ist durch die undurchlässige Grenze zu Nordkorea nur per Schiff oder Flugzeug zu erreichen und die Einreisebestimmungen wurden seit Beginn der Pandemie deutlich verschärft. So ist jede einreisende Person verpflichtet sich in eine 14-tägige Quarantäne zu begeben und während dieser regelmäßig seine gesundheitliche Verfassung in einer App zu tracken. Die Einhaltung der Quarantäne wird über das Smartphone und Stichprobenkontrollen überprüft. Ein weiterer Grund für den erfolgreichen Umgang mit der Pandemie ist die Einstellung der Bevölkerung gegenüber Technologien. Diese werden im Allgemeinen mit Enthusiasmus und Optimismus aufgenommen und Bedenken bezüglich des Datenschutzes gibt es kaum. Im Gegensatz zu China dienen in Südkorea diese neuen Technologien nicht nur der Regierung, sondern auch politischen Gegenbewegungen, welche diese beispielsweise zur Koordinierung von Massenprotesten verwenden. Ein dritter Grund für den Erfolg kann man darin ausmachen, dass „social distancing“ und die damit verbundenen Maßnahmen, wie das Tragen von Masken in ostasiatischen Ländern einfacher durchzuführen ist, da durch die Luftverschmutzung das Tragen von Masken in den letzten Jahren ohnehin zugenommen hat.

Picture: Glen Carrie

Picture: Glen Carrie

Koreanische Wirtschaft und Innenpolitik in der Pandemie

Die letzten Parlamentswahlen am 15. April 2020 gewann die Regierungspartei von Präsident Moon deutlich. Dies lag vor allem an dem von der Bevölkerung sehr gut empfundenen Krisenmanagement der Regierung. Jenseits dieser Thematik war die bisherige Bilanz der Moon-Regierung jedoch fast in allen Gebieten schlecht ausgefallen. So war die Wirtschaft war schon vor der Pandemie in einer schweren Krise, die Arbeitslosigkeit vor allem unter Jugendlichen für koreanische Verhältnisse hoch und die Nordkorea-Politik hat praktisch über ein Jahr lang keine Fortschritte mehr gemacht. Die Pandemie hatte somit bisher auf die Regierungspartei einen positiven Effekt. Wirtschaftlich wurde das Land aufgrund der Exportabhängigkeit von der Pandemie schwer getroffen. Die Rezession wird jedoch milder ausfallen als in den OECD Ländern, da bisher ein Lockdown in Südkorea verhindert werden konnte.

Covid-19 Pandemie in Nordkorea

Die aktuelle Lage in Nordkorea ist von außen betrachtet vor allem durch Informationslücken geprägt. Nordkorea entschloss sich sehr früh für die Schließung der Grenze zu China, welche aufgrund des Grenzhandels ein Einfallstor für das Virus darstellte. Kurz darauf schloss Nordkorea auch seine Grenze zu Russland und ab dem 25. Januar 2020 kamen mit wenigen Ausnahmen auch keine Flugzeuge, Schiffe und Eisenbahnen mehr im Land an. Seitdem ist das Land komplett isoliert. In den folgenden Wochen wurden tausende Menschen, bei welchen der Verdacht auf eine Infektion bestand, pauschal unter Quarantäne gestellt. Darunter waren auch alle Ausländerinnen und Ausländer, welche teilweise dagegen protestierten und starken Unmut gegenüber diesen Maßnahmen äußerten. Mittlerweile haben die meisten diplomatischen Vertreter das Land verlassen. Diese Tatsache trägt massive zum Mangel an Informationen über die aktuelle Situation im Land bei. Bis heute behauptet Nordkorea, keinen einzigen nachgewiesenen Fall im Land zu haben. Allerdings verfügt das Land auch nicht über geeignete Diagnosemethoden und auch Schutzausrüstung scheint nicht ausreichend vorhanden zu sein. Obwohl es sicher ist, dass es im Land noch zu keinem Massenausbruch der Krankheit kam, leidet das Land unter der Isolation. Es scheint als würden wichtige Grundnahrungsmittel knapp und das Fehlen von importiertem Dünger wird sich vermutlich bereits bemerkbar machen.

Um den vollständigen Bericht von Dr. Seliger über den Umgang Südkoreas mit der Covid-19 zu lesen schreiben Sie eine Mail an info(at)hss.de.