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Konferenz in Estland
Geopolitische Veränderungen, wirtschaftliche Innovation und internationale Beziehungen

Am 18. und 19. Januar 2018 organisierte die Universität Tartu eine internationale Konferenz zum Thema „Geopolitische Veränderungen, wirtschaftliche Innovation und internationale Beziehungen: Korea und Estland“. Die Konferenz, gesponsert von der Academy of Korean Studies (AKS), brachte sowohl Wirtschaftswissenschaftler und Business Spezialisten als auch Fachleute aus Estland, Europa und Korea zusammen.

Prof. Varblane begrüßt die Teilnehmer

Vergleichender Blick auf Korea und Estland

Es war schon die zweite Konferenz an der Universität Tartu mit einem vergleichenden Blick auf Korea und Estland, gesponsert von der AKS, initiiert von Prof. Urmas Varblane von der Universität Tartu, in Kooperation mit unter anderen Dr. Bernhard Seliger (Repräsentant der Hanns-Seidel-Stiftung Korea).

In der Zeit seit der ersten Konferenz baute die Universität Tartu nicht nur ein sehr aktives Asien Zentrum auf, wo regelmäßig über asiatische Angelegenheiten (unter diesen Korea) unterrichtet wird, sondern auch ein wachsendes Netzwerk in der Region. Für Estland, dessen sehr offene Wirtschaft von Exporten abhängig ist, ist dieses Zentrum ein wertvoller Zugang zur Entwicklung von Wirtschaftsbeziehungen mit Asien.

Prof. Raul Eamets

Die Konferenz wurde von Prof. Urmas Varblane eröffnet, der die Teilnehmer willkommen hieß und sich für die finanzielle Förderung der AKS sehr dankbar zeigte. Prof. Raul Eamets (Dekan der Fakultät für Sozialwissenschaften an der Universität Tartu) wies auf die wachsenden Beziehungen zwischen Estland und Ostasien in den letzten Jahren hin. Dr. Seliger blickte zurück auf die Ursprünge der erfolgreichen Kooperation mit der Universität Tartu.

Dr. Bernhard Seliger

Die erste Sitzung, über "Allgemeine Entwicklung in Korea, Connections mit Estland und Europa", moderierte Dr. Seliger.

Zuerst verglich Prof. Urmas Varblane die Entwicklungs- und Business-Indikatoren von Korea und Estland. Neben bereits etablierten Ergebnissen wies er auf einige interessante Vergleiche hin, unter anderem in den Bereichen Rentenalter und Herausforderungen der alternden Gesellschaft. Außerdem zeigte er die Wichtigkeit einer balancierten und vorsichtigen Analyse von Indikatoren auf, z.B. dem Korruptions-Wahrnehmungs-Index.

Danach diskutierte Dr. Hansoo Choi (Korean Institute of Public Finance) die Entwicklung und jüngsten Herausforderungen der koreanischen Großkonzerne, die "Chaebol".

Prof. Ralph Wrobel

Die zweite Sitzung, über "Korea und Handel", wurde von Prof. Ralph Wrobel (Westsächsische Hochschule Zwickau) moderiert.

Dr. San Wook Cho (University of New South Wales, Australien), schaute auf die Effekte der Handelsintegration und von Freihandelsabkommen im Bezug auf die sogenannte "Spanne neuer Waren", früher unter den am wenigsten gehandelte Waren.

Die zweite Präsentation hielt Mathias Juust (Junior Research Fellow an der School of Economics and Business Administration der Universität Tartu) über das EU-Korea Freihandelsabkommen.

Dr. Hansoo Choi diskutiert mit den Zuschauern

Die dritte Sitzung, moderiert von Prof. Urmas Vablane, begann Prof. Ralph Wrobel mit einer Diskussion über koreanisches FDI (Foreign Direct Investment) und Wirtschaftsbeziehungen mit Südost-Asien, im Besonderen mit Vietnam. Er wies hin auf geopolitische Untermauerungen von FDI und Wirtschaftsbeziehungen, aber auch kulturelle Effekte and Netzwerk-Effekte.

Die zweite Präsentation, gehalten von Dr. Erkki Karo (Leiter des Ragnar Nurkse Department of Innovation and Governance an der Tallinn University of Technology), verglich Strategien für Innovation und Entwicklung des öffentlichen Sektors in Estland und Korea. Es ging um "strategische Agilität des öffentlichen Sektors", also neue Formen von Steuerung und Politikgestaltung, die Innovationen zulassen.

Die letzte Präsentation hielt You-Jun Shin (Doktor-Kandidat der Universität Tartu). In vergleichender Sicht referierte er über Online-Gesundheitsservice (e-health services) als einen Weg, im Gesundheitswesen Effizienz zu verbessern und Wartezeiten zu verringern. Sowohl Korea als auch Estland sind führend in Online-Behördendiensten (e-government services), und im Gesundheitswesen könnte die weite Anwendung von Internet-basierten Dienstleistungen ein wichtiger Schritt zu einer führenden Position in der Zukunft sein.

Die Konferenz beinhaltete auch eine Poster-Session von Doktor-Kandidaten, um die Präsentationen zu vertiefen und neue Aspekte hinzuzufügen.

Prof. Ari Kokko gab einen Überblick über Sonderwirtschaftszonen in Nordkorea

Der zweite Tag der Konferenz begann mit einer abschließenden Zusammenfassung des ersten Konferenztages vom Konferenzleiter Urmas Varblane.

Dann ging es in der ersten Sitzung um Nordkorea und Geopolitik auf der koreanischen Halbinsel und in Nordost-Asien. Prof. Ari Kokko (Copenhagen Business School) sprach über die kürzliche Einrichtung von Sonderwirtschaftszonen in Nordkorea.

Dr. Bernhard Seliger (Repräsentant der Hanns-Seidel-Stiftung Korea) legte den Fokus auf geopolitische und geoökonomische Veränderungen in Nordost-Asien. Handelsintegration in Märkten existiert zwar, wurde aber in den letzten Jahren von politischen Disputen - wie über das Raketenabwehrsystem-Programm THAAD in Korea - stärker beeinflusst. THAAD führte zu massiver wirtschaftlicher Vergeltung von China.

Aavo Kook berichtet über seine Erfahrungen

Die zweite Sitzung beschäftigte sich mit der Beziehung zwischen wirtschaftlichen und industriellen Systemen und Wirtschaftsentwicklung. Prof. Erik Terk (Tallinn Universität) sprach über "Werteketten, Spezialisierungsmuster eines Landes und der Einfluss von internen und externen Faktoren in der Elektronikindustrie von Estland und Korea". Mari Rell (Foresight Centre des estländischen Parlaments) ist Co-Autorin seiner Abhandlung. Obwohl der Vergleich von Korea und Estland dem Vergleich von "einem Elefant und einem Hasen" ähnelt, brachte es trotzdem interessante Ergebnisse. So ist der estländische Elektrosektor stark internationalisiert dank Firmen wie Ericson, die dort produzieren.

Kim Kyung-Hun (Korean Institute for International Economic Policy KIEP) diskutierte die Entwicklung von Finanzpolitik in Korea, und beschäftigte sich mit der Frage von finanzpolitischer Unabhängigkeit.

Die letzte Präsentation hielt Aavo Kook (Managing Partner in Catella Corporate Finance). Als Networker zwischen koreanischen und estländischen Firmen und Verwaltungen konnte er seine eigenen Erfahrungen und Beobachtungen über Unterschiede und Ähnlichkeiten der beiden Seiten berichten, und wie dadurch mehr Wert in bilateralen Beziehungen entstehen könnte.

Gruppendiskussion über Verbesserung der Beziehungen

Die letzte Sitzung, ein runder Tisch, war eine abschließende Zusammenfassung der Diskussionen der beiden Tage. Alle Teilnehmer überlegten, wie die Beziehung zwischen den beiden Ländern in den Feldern Akademie, politisch-verwaltende Beziehungen, Business, aber auch Kultur und Tourismus verbessert werden könnten.