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Konferenz
Die Rolle der lokalen Regierungen

Am 31. Mai 2019 fand in der Kangwon National University in Chuncheon, Hauptstadt der Provinz Gangwon, die 2019 Joint Conference on Local Administration Science statt, mit dem allgemeinen Thema “Die Rolle der lokalen Verwaltung bei interkoreanischen Beziehungen“.

Rede von Prof. Dr. Lee Dalgon

Rede von Prof. Dr. Lee Dalgon

Korea hat eine manchmal verwirrende Anzahl von akademischen Vereinigungen und Instituten. Glücklicherweise haben sich in den letzten Jahren sowohl größere als auch kleinere Vereinigungen und Institute in Bereichen wie internationale Forschung zusammengeschlossen, um gemeinsam ausgezeichnete Konferenzen zu organisieren. Im Falle der Konferenz 2019 Local Administration Science wurde die Leitung von der Korean Association for Local Government Studies (KALGS) übernommen, der das Korean Local Administration Research Institute, das Research Institute for Gangwon, das Institute for a Unified Gangwon der Kangwon National University und die Korean Tourism Corp. angehören. Zwei Tage lang wurden in Plenarsitzungen und zehn parallel stattfindende Workshops eine Vielzahl von Aspekten der lokalen Verwaltung und der interkoreanischen Beziehungen disktutiert. Die wichtigste Rede hielt Prof. Dr. Lee Dalgon, ehemaliger Minister für öffentliche Verwaltung und Sicherheit und Langzeitprofessor und Dekan an der Graduate School of Public Administration der Seoul National University sowie enger Partner der Hanns-Seidel-Stiftung Korea.

Konferenzraum

Konferenzraum

In einer von der KALGS organisierten und von Prof. Moon Byung-Gi von der Korean Broadcasting University moderierten Sitzung, blickte Dr. Bernhard Seliger von der Hanns-Seidel-Stiftung Korea auf die Rolle der lokalen Verwaltungen bei der deutschen Teilung und dem Vereinigungsprozess und dessen Folgen zurück. Seit Beginn der deutschen Teilung, insbesondere im Falle der Stadt Berlins, welche wie der Rest des Landes in West und Ost geteilt war, und nach der Gründung der DDR zu einer Insel wurde, macht eine gewisse Koordination auch auf der lokalen Ebene notwendig. Die Ostpolitik der 1970er Jahre brachte vor allem für die in der westdeutschen Grenzregion lebenden Bürger neue Möglichkeiten, relativ gut nach Osten zu reisen (den sogenannten "kleinen Grenzverkehr"). Später in den 1980er Jahren entstanden rund zwanzig Städtepartnerschaften zwischen Ost und West. Während sie vom Osten als Zeichen normaler, reifer zwischenstaatlicher Beziehungen angesehen wurden (Ostdeutschland lehnte damals jede Erwähnung der Vereinigung vehement ab), verstärkten sie auch die menschlichen Kontakte auf lokaler Ebene und trugen dazu bei, die Bande zwischen Ost und West zu stärken.... Während des Einigungsprozesses starteten westdeutsche Bundesländer sowie Städte und Landkreise ein groß angelegtes Städtepartnerschaftsprogramm mit dem Osten, das in den chaotischen Tagen nach dem Fall der Berliner Mauer mit einer gewissen Nothilfe begann und später zu einem massiven Ausbildungs- und Personalaustausch führte. Viele dieser Partnerschaften, die 1994 offiziell beendet wurden, sind auch heute noch als Stadt - Schwesterschiffe lebendig und zeigen den positiven Effekt, auch bei der Begegnung von Menschen. Auch die steuerliche Solidarität zwischen den westdeutschen Ländern und den Kommunalverwaltungen und den neuen ostdeutschen Schwellenländern war von großer Bedeutung und förderte die Idee der deutschen Einheit.

Nach der Präsentation von Dr. Seliger, diskutierten Dr. Park Kwang-gyu von der Korean Governors' Association, Prof. Choi Jin-Shik von der Kookmin University und Prof. Kang Yong-Cheol von der Korea University über die Auswirkungen des deutschen Fallbeispiels auf die koreanische Vereinigung. Während in Deutschland der Zusammenbruch des sozialistischen Systems ein Vakuum in Bezug auf Werte brachte und der Zusammenprall des west- und ostdeutschen Systems viele Konflikte mit sich brachte, konnte die Gesellschaft mit einem reichen Maß an institutionellem Vertrauen diese Probleme bis zu einem gewissen Grad mildern. In Korea ist das institutionelle Vertrauen weniger entwickelt. Dies wird demnach eine große Herausforderung darstellung, welche es zu bewältigen gilt, wenn Nord und Süd ernsthaft versuchen, das Land zu vereinigen. Eine wichtige Lektion, so Dr. Seliger abschließend, sei es, sich zunächst mehr auf einen friedlichen Modus vivendi zwischen Nord und Süd zu konzentrieren, anstatt nur von der Vereinigung allein zu sprechen.