Seit Anfang dieses Jahres haben sich viele Veränderungen in der geopolitischen Situation in Nordostasien ergeben. Südkorea unter der Moon Jae-in Regierung schlug eine neue Nordpolitik vor, um eine engere Verbindung zu Russland und auch die Beziehungen zu Japan bis jetzt relativ reibungslos zu gestalten. Nordkorea hat die Chance, sich allen Akteuren in der Region nach seiner allmählichen Isolation durch die Atompolitik und den anschließenden Sanktionsrunden wieder näher zu kommen. Die Positionen anderer beteiligter Länder und Akteure, insbesondere Chinas, Russlands, Japans und der USA, und wie diese sich auf die Entwicklung der politischen Situation in der Region auswirken werden, sind jedoch noch nicht sehr eindeutig. Vor diesem Hintergrund veranstalteten die Hallym University of Graduate Studies (HUGS) und die Hanns-Seidel-Stiftung am 29. Oktober 2018 eine Konferenz, die sowohl internationalen Experten als auch interessierten Zuhörern die Möglichkeit gab, ihre Ansichten zur aktuellen politischen Situation und zu möglichen Zukunftsszenarien zu diskutieren.
Die konkreten Veränderungen, die wir in der Politik auf der koreanischen Halbinsel und ihren Nachbarländern erlebt haben, werden wahrscheinlich erhebliche Auswirkungen auf die Zukunft der Region haben. Deshalb ist es wichtig, diese Themen offen zu diskutieren und gemeinsam im Dialog eine Lösung zu finden, was sowohl Prof. Youn Ik Joong (HUGS) als auch Dr. Bernhard Seliger (HSS) in ihren Begrüßungsreden betonten. "Es gibt viele Akteure auf dem geopolitischen Terrain in Nordostasien, und nur gemeinsam können sie das politische Rätsel der Region lösen" - mit diesen Worten von Hartmut Koschyk, dem Gründer der One Korea Foundation und ehemaligen Bundestagsabgeordneten, wurde die Konferenz eröffnet.
Der militärische Status der DVRK war naturgemäß ein häufig diskutiertes Thema der Konferenz. Laut Prof. Andrey Gubin (Far Eastern Federal University) ist ein wahrscheinlicher Grund für die Entwicklung von Atomwaffen in der DVRK, dass es sich um eine relativ (kosten-)effektive Möglichkeit zum Schutz des relativ kleinen Landes handelt, aber er äußerte sich auch skeptisch gegenüber den tatsächlichen atomaren Fähigkeiten Nordkoreas. Doch auch wenn allein die Bedrohung durch Atomwaffen die Chancen auf einen tatsächlichen Krieg verringern kann, so war die russische Expertin Anastasia Barannikova (Maritime State University) der Meinung, dass die DVRK am meisten davon profitieren würde, neutrale Beziehungen sowohl zu den USA als auch zu ihren anderen Nachbarstaaten aufzubauen. Dies würde auch Nordkorea und dem Rest der Welt die beste Sicherheitsgarantie bieten.
Ein weiteres häufig auftauchendes Thema war die Marktstruktur, die in der DVRK seit einigen Jahren zu beobachten ist. Zwei Experten, die Nordkorea vielfach besucht haben, Chad O'Carroll (NK News) und Michael Spavor (Paektu Cultural Exchange), berichteten über ihre Erfahrungen von ihren Reisen. Beide waren sich einig, dass die Märkte zu einem wesentlichen Bestandteil des Lebens der meisten Nordkoreaner geworden sind und dass viele Produkte, die heutzutage auf diesen Märkten zu finden sind, immer ähnlicher werden wie diejenigen, die wir in entwickelten Ländern kennen, selbst im Technologiebereich.
Damit stellt sich auch die Frage, wie die DVRK aktiv noch stärker in die nordostasiatische Wirtschaftskooperation integriert werden kann. Dr. Jung Giwoong (HUFS) erklärte, dass der beste Weg zur Integration der DVRK und zu einer friedlichen Situation für die beteiligten Länder davon abhängt, was das tatsächliche Ziel des Nordens ist. Abhängig davon sollte die DVRK unterschiedlich behandelt werden, um das beste Ergebnis zu erzielen, aber es kann schwierig sein, genau zu wissen, wonach sie im Moment streben. Weitere erschwerende Faktoren sind die bisweilen paradoxen Beziehungen zwischen Korea, Japan und China, die bei der Überlegung, wie als nächstes vorzugehen ist, berücksichtigt werden müssen, um Frieden und die größte Stabilität in der Region zu erzielen, wie Prof. Choo Jaewoo (Kyunghee University) und Prof. Mimaki Seiko (Takasaki University of Economics) darlegten.
Insgesamt trug die Konferenz durch die Förderung internationaler Dialoge zu mehr Einsicht und gegenseitigem Verständnis in aktuelle politische Fragen in Nordostasien bei und legte den Grundstein für eine stärkere und bessere Zusammenarbeit in der Zukunft.