Anlässlich des siebzehnten Jubiläums der Nachrichtenagentur Newsis hat diese ihr jährliches Politikforum dem Thema der wirtschaftlichen Vereinigung gewidmet. Angesichts der Dynamik der Entwicklungen auf der koreanischen Halbinsel, insbesonder seit den Gipfeltreffen von Präsident Moon Jae-In und dem Vorsitzenden Kim Jong-Un sowie dem US-Prösidenten Trump und Kim Jong-Un, hat die Frage der wirtschaftlichen Integration und wirtschaftlichen Vereinigung wieder eine aktuelle Bedeutung gewonnen. Da diese Frage nunmehr kein rein akademisches Problem, sondern ein dringendes Problem für die Politik darstellt, hätte das Forum zu keinem besseren Zeitpunkt stattfinden können.
Das Forum wurde von Kim Hyoung-Ki, dem Hauptherausgeber von Newsis, veröffentlicht. Danach dankte der stellvertretende Minister für Bau, Infrastruktur und Transport, Kim Jong-Ryol, den Veranstaltern und Teilnehmern der Konferenz für ihre Beiträge. Die Hauptrede hielt Manfred Carstens, ehemaliger deutscher Bundesminister der Finanzen und stellvertretender Innenminister unter Kanzler Helmut Kohl während der deutschen Wiedervereinigung. Er blickte zurück auf die deutsche Wiedervereinigung, einem unerwarteten Ereignis, das weder vom Osten noch vom Westen geplant war, und riet der dynamischen Entwicklung der nordkoreanischen Wirstchaft mehr Bedeutung beizumessen als steuerfinanziertem, staatlich organisiertem Wachstum.
Aus heutiger Sicht sei der Solidaritätszuschlag ein Fehler gewesen, urteilte Carstens. Löhne nach einer Wiedervereinigung sollten die tatsächliche Produktivität widerspiegeln, gleichsam Renten und Löhne, jedoch mit großzügiger Unterstützung für benachteiligte Bevölkerungsgruppen mit niedrigen Renten. Direkt mit der Vereinigung verbundene Kosten wie Infrastrukturprojekte sollten besser in den ersten fünf Jahren durch einen kreditfinanzierten Fond finanziert werden (wie beim Fond „Deutsche Einheit“) und später aus dem Staatshaushalt zurückgezahlt werden, welcher vermutlich bei einem erfolgreichen wirtschaftlichen Wandel in Nordkorea deutlich anstiege.
Suk Lee, der Direktor in der Abteilung für Wirtschaftspolitik und Strategie des Korea Development Isnstitute, betrachtete die Voraussetzungen für einen Wiederaufbau der nordkoreanischen Wirtschaft und die Rolle der internationalen Gemeinschaft. Er zog verschiedene Maßnahmen für wirtschaftliche Erholung in Betracht, warnte jedoch, dass all dies nur unter der Veraussetzung der Denuklearisierung möglich sei. Bezüglich der Rolle von internationalen Finanzinstitutionen, wie zum Beispiel der chinesich-geführte AIIB, zeigte sich Lee skeptisch. Seine Meinung wurde von Manfred Carstens, dem Vize-Präsidenten Sang-Joon Lee des Korea Research Institute for Human Settlement und Prof. Hzoungsoo Zang von der Hanyang Universität eingehened diskutiert. Der Präsident des Institute for Global Economics, Kyungjin Song, moderierte das Gespräch.
Der zweite Teil war den wirtschaftlichen Möglichkeiten im Falle der wirtschaftlichen Öffnung des Nordens gewidmet, sowie einer potentiellen Integration und Vereinigung der koreanischen Halbinsel. Die Vortragsreihe begann mit einer Präsentation des Vorsitzenden Shin Han-Yong von der Kaesong Industrial Complex Business Association. Der Geschäftsführer von Hyundai Asan, Cheon-ho Paik, Dr. Bernhard Seliger von der Hanns-Seidel-Stiftung Korea und Prof. Lee Seong-Bong von der Seoul Women’s University diskutierten das Papier. Koh Youngsun, dem Geschäftsführer des Zentrums für Internationale Entwicklung des Korean Development Institute, moderierte die Diskussion.