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22 Jahre Koreanisch-Deutsches Kolloquium – 11. Koreanisch-Deutsches Kolloquium an der Sogang Universität

Zum elften Mal treffen sich koreanische und deutsche Gelehrte zum Koreanisch-Deutschen Kolloquium. Die dreitägige Veranstaltung dreht sich dieses Mal um das Thema „Solidarität“, welches ein weites Spektrum erfasst: politische Solidarität, Solidarität zwischen Süd- und Nordkorea, Ost- und Westdeutschland, steuerliche Solidartät, Solidarität in Familien, Arbeit und Kirche. Das Kolloquium wird von der Sogang Universität in Korea und der Katholischen Universität Eichstätt mitorganisiert und von der Hanns-Seidel-Stiftung mitfinanziert. Das Kolloquium begann mit einem Gottesdienst in der St. Ignatius Kapelle, gefolgt von einem langen Tag akademischer Autstausche.

Grundaussage von Bishop Lazzaro You Heung-sik von Daejeon

Prof. Park Jong-Gou, Präsident der Sogang Universität, eröffnete die Konferenz. Prof. Klaus Stüwe, Vizepräsident für internationale Angelegenheiten und Profilentwicklung, enthüllte während seiner eröffneneden Worte das erst kürzlich herausgegebene Buch zum letzen Kolloquium, das im Jahre 2015 in Eichstätt stattgefunden hatte. Die eröffnende Ansprache wurde von Bischof Lazzaro You Heung-sik of Daejeon, President of the Committee for Justice and Peace of the Catholic Bishops’ Conference of Korea, gehalten. Er zeigte Fälle von großer Solidiarität, wie in der Bewegung für den Rücktritt von Präsidentin Park Geun-hye, auf. Gleichzeitig verweist er jedoch auch auf extreme Mängel in Solidarität, wie sie in der Spannung zwischen Süd- und Nordkorea wahrzunehmen ist.

Die erste Präsentation wurde dem Begriff der Solidarität und dessen religiösen Bedeutung gewidmet. Prof. Kim Yonghae, einer der Co-Direktoren des Kolloquiums, startete mit historischen Konzepten der Solidarität und griff dabei auf den Buddhismus, Konfuzianismus und westliche Ideen zurück. Anschließend verglich er verschiedene Typen der Solidarität, unter anderem auch Befreiung (von Unterdrückung) und Wohlfahrt. Prof. Michael Casey von der Australian Catholic University betrachtete Formen der Solidarität und Anti-Solidarität in modernen Gesellschaften, vor allem in Australien und den USA, die Problemen wie Migration und den dadurch resultierenden Populismus gegenüberstehen. Er mahnte allerdings, es sei zu einfach jegliche Art der „Gruppensolidarität“ als Bigotterie oder Rassismus abzustempeln, weil es auch eine menschliche Pflicht mit sich bringt. Schließlich blickte Prof. Friedrich Kießling der Katholischen Universität Eichstätt auf die kurze aber erfolgreiche Geschichte der westdeutschen (und seit 1990 gesamtdeutschen) Demokratie und den Zusammenhang zu sozialem zusammenhalt und Solidarität zurück.

Das Kolloquium wurde 1997 von Anton Rauscher SJ, damaliger Leiter der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle Mönchengladbach, mitgegründet. Seit 2005 übernmmt die Katholischen Universität Eichstätt, die einzige deutsche katholische Universität, die Mitgorganisation des Kolloquium zusammen mit der Sogang Universität, die von der Societas Iesu (Jesuiten) gegründet wurde.

Eröffnende Worte vom Präsidenten der Sogang Universität, Park Jong-Gou

Der zweite Tag begann mit einer Erörterung Prof. Klaus Stüwe, Co-Direktor des Klloquiums und Professor für Politik an Katholischen Universität Eichstätt,  über finanzielle Solidarität in Bundesländern. Die zweite Präsentation, gehalten von Prof. Donghoon Yang von der Sogang Universität, umfasste die Konsequenzen der vierten industriellen Revolution im koreanischen Arbeitsmarkt. Prof. Klaus Brummer, ein Experte für internationale Beziehungen, betrachtete die (abnehmende) Solidarität im europäischen Integrationsprozess.

Der dritte und letze Tag startete mit der Präsentation von Dr. Bernhard Seliger, Repräsentant der Hanns-Seidel-Stiftung Korea, über Solidarität zwischen Ost- und Westdeutschland zu Zeiten der Trennung und Vereinigung. Während staatliche Reaktionen auf die Herausferderungen zum Wiederaufbau Ostdeutschlands, nämlich der Solidaritätszuschlag und Solidarpakt, notwendig waren, kann echte Solidarität nicht vom Staat befohlen werden, sondern benötigt  aufrichtiges menschliches Mitgefühl. Dr. Jinheung Byun, Forschungsleiter am Northeast Asian Catholic Institute, betrachtete die Möglichkeiten der Solidarität als Vorbedingung für eine Versöhnung Nord- und Südkoreas.

Prof. Peter Schallenberg, Leiter der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle Mönchengladbach, behandlete die Entwicklung der deutschen Sozialen Marktwirschaft aus Sicht der in der päpstlichen Enyzklika „rerum novarum“ beschriebenen Solidarität. Prof. Sunkyung Kang von der Sogang Universität betrachtete Beispiele von Solidarität in internationler Sozialarbeit: die Kooperationsprojekte der Sogang Universität in Nepal und der Ewha Womens University in Kambodscha. Die letzte Rede wurde von Dr. Marius Menke von der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle gehalten, in welcher er über die Prinzipien der Solidarität im deutschen Sozialstaat sprach. Prof. Yonghae Kim, Co-Director des Kolloquium, rundete die Konferenz ab, indem er die vielen wichtigen Bedeutung von Solidarität, aber auch ihr gemeinsames Fundament in menschlichem Mitgefühl und indvidueller Moral, betont. Anschließend hat es auf Einladung der Hanns-Seidel-Stiftung ein Abschiedsdinner für die Konferenz gegeben.

In zwei Jahren wird schon das nächste Kolloquium in Eichstätt in Deutschland stattfinden.