Veranstaltung
Webinar zu den Folgen der Wahl in Südkorea
Am 10. April begaben sich die Südkoreanerinnen und Südkoreaner zu den Wahllokalen, um eine neue Nationalversammlung zu wählen. Aufgrund der Bedeutung Südkoreas als globale agierender Akteur, seine Einhaltung demokratischer Prinzipien und seiner Handelsbeziehungen mit der EU und Deutschland, war die Wahl nicht nur von lokaler oder regionaler, sondern von globaler Bedeutung. Unter Anerkennung dessen, nahm das Brüsseler Büro der HSS die Initiative zur Ausrichtung eines Webinars, um die Ergebnisse in den Bereichen inländische und auswärtige Politik zu analysieren, auf, wobei Prof. Dr. Seliger als Hauptredner ausgewählt wurde.
Prof. Dr. Seliger begann seine Präsentation damit, die vielschichtigen Faktoren zu erläutern, die die Wahlen in Südkorea beeinflussen. Er betonte entscheidende Ereignisse und Entwicklungen, die zum Sieg der Oppositionsparteien beitrugen. Insbesondere hob er das Wahlsystem des Landes hervor, das hauptsächlich durch einen "Gewinner-takes-all"-Ansatz gekennzeichnet ist und das Land in einen westlichen und östlichen Block teilt, die jeweils die Demokratische Partei oder die aktuelle Regierungspartei, die PPP, bevorzugen. Darüber hinaus betonte Prof. Dr. Seliger den Einfluss von Skandalen, die den amtierenden Präsidenten betrafen, wie den Handtaschenskandal, auf die Wahl.
Ungeachtet der Dominanz der Oppositionsparteien im Parlament nach den Wahlen erwartete Prof. Dr. Seliger nur minimale Verschiebungen in den wichtigsten Politikbereichen, aufgrund der verfassungsgegebenen Autorität des Präsidenten. Er sah mögliche Änderungen in der außenpolitischen Strategie des Landes voraus. So könnte beispielsweise die nationalistische Ideologie innerhalb der Demokratischen Partei, der größten Oppositionsfraktion, Herausforderungen für Südkoreas Bestreben darstellen, sich als proaktiver globaler Akteur zu behaupten. Dies könnte Initiativen wie die Aussöhnung mit Japan, das trilaterale Bündnis mit den USA und Japan, Bemühungen um wirtschaftliche "Entkopplung" von China und Russland, sowie Waffenexporte an westliche Nationen behindern.
Hinsichtlich der inländischen Politik sah Prof. Dr. Seliger eine Kontinuität in den bisherigen politischen Entwicklungen voraus, welche auf die politischen Ähnlichkeiten zwischen den beiden großen Parteien zurückgeht. Beide Parteien befürworten die Zentralität der Marktwirtschaft, priorisieren die Entwicklung von Infrastruktur und haben in den letzten Jahrzehnten die staatlichen Sozialprogramme ausgeweitet.
Zusammenfassend kam Prof. Dr. Seliger zu dem Schluss, dass die Auswirkungen der Wahl wahrscheinlich bescheiden ausfallen werden, allerdings geringfügige Anpassungen, insbesondere bezüglich der Bündnisstrategie Südkoreas, auftreten könnten. Er betonte jedoch, dass die drängendste Herausforderung des Landes weiterhin die niedrige Geburtenrate des Landes ist, die mit einer der niedrigsten Fruchtbarkeitsraten weltweit, langfristig eine große Herausforderung darstellt. Dennoch bekräftigte er, dass die Beziehung zwischen Südkorea und der EU, sowie Deutschland, voraussichtlich keine signifikanten Änderungen erfahren werde.
Das Brüsseler Büro der Hanns Seidel Stiftung zeichnete das Webinar auf, welches Sie unter folgendem Link finden können:
https://www.youtube.com/watch?v=5BJMAajmiHI&t=12s&ab_channel=HSSEurope